Ständig Durst in der Nacht: Ursachen und Hilfe
In der Nacht gelegentlich aufzuwachen und Durst zu verspüren, ist vollkommen normal. Wer jedoch unter ständigem Durst leidet, sollte die Ursache dafür abklären lassen. In einigen Fällen kann ein übermäßiges Durstgefühl auch ein Anzeichen für verschiedene Erkrankungen sein. Welche das sind, erklären wir in diesem Artikel.
Durst ist ein Signal unseres Körpers, welches uns zur Aufnahme von Flüssigkeit führen soll. Dieses Zeichen ist überlebenswichtig, da der menschliche Körper zu 70 Prozent aus Wasser besteht und sämtliche Funktionen unserer Zellen auf die Nutzung von Wasser ausgerichtet sind.
Schon eine leichte Dehydrierung kann Kopfschmerzen, trockene Haut, extremen Durst und niedrigen Blutdruck verursachen. Wenn das Durstgefühl in der Nacht gelegentlich auftritt, bedeutet dies meist keinen Anlass zu Sorge. Sollte es aber über einen längeren Zeitraum immer wieder auftauchen, können ernste Erkrankungen dahinterstecken.
Was ist Polydipsie?
Als Polydipsie bezeichnet man ein übermäßig gesteigertes Durstgefühl, das ein ernst zu nehmendes Symptom einer Krankheit sein kann. Polydipsie ist häufig mit Harnwegserkrankungen verbunden und gilt als eines der frühesten Symptome von Diabetes. Das gesteigerte Durstgefühl geht mit einer übermäßigen Flüssigkeitsaufnahme durch Trinken einher, was wiederum dazu führt, häufiger urinieren zu müssen. Um die verlorene Flüssigkeit zu ersetzen, trinken die betroffenen Personen oft noch mehr Wasser und es entsteht ein stetiger Kreislauf.
Doch Polydipsie kann auch durch körperliche Prozesse verursacht werden, bei denen viel Flüssigkeit verloren geht. Dazu gehören beispielsweise das Schwitzen beim Sport, eine salzreiche Ernährung oder die Einnahme von Medikamenten, die zu einem hohen Flüssigkeitsverlust führen, wie z. B. Diuretika.
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Ständig Durst in der Nacht: Mögliche Ursachen
1. Dehydration
Ein Mangel an Flüssigkeit ist einer der häufigsten Ursachen, warum du in der Nacht durstig aufwachst. Hast du am Vortag zu wenig getrunken oder zu salzig gegessen, ist dein benötigter Flüssigkeitsbedarf nicht gedeckt und es kann zu vermehrtem Durst kommen. Eine Dehydrierung kann jedoch auch durch übermäßiges Schwitzen, Erbrechen oder Durchfall sowie durch Medikamente (z.B. Antidepressiva) verursacht werden.
Während wir schlafen nehmen wir über Stunden keine Flüssigkeit auf, weswegen es insbesondere in der Nacht zu einem vermehrtem Durstgefühl kommen kann. Besonders wichtig ist es, auf die Wasseraufnahme zu achten, wenn es sich um Kinder oder ältere Menschen handelt, da deren Durstempfinden möglicherweise kein genaues Maß für ihren Flüssigkeitshaushalt ist.
Unsere Ernährung spielt für unseren Schlaf eine fundamentale Rolle. In unserem Artikel „Einschlafprobleme? Meide diese 12 Lebensmittel“ kannst du nachlesen, auf welche Nahrungsmittel du vor dem Schlafengehen lieber verzichten solltest.
2. Diabetes
Tritt übermäßiger Durst über einen längeren Zeitraum auf, kann eine zuckerbedingte gesteigerte Urinproduktion beim Diabetes mellitus dahinterstecken. Typ-2-Diabetes ist eine Krankheit, bei der der Körper nicht genug von dem Hormon Insulin herstellt oder das Insulin nicht so verwendet, wie er es sollte. Dieses benötigen wir jedoch, um die Aufnahme von Glukose aus den Blutbahnen in die Zellen zu fördern, wo der Zucker zur Energiegewinnung dient. Ist der Körper allerdings nicht in der Lage, den Zucker zu verarbeiten, steigt folglich der Blutzuckerspiegel an. Durch die vermehrte Ausscheidung von Urin versucht der Körper den Zucker wieder loszuwerden. Dies führt zu einem Flüssigkeitsmangel, der sich durch vermehrten Durst und trockene Haut äußert.
Kommen zu deinem nächtlichen Durst auch Beschwerden wie vermehrtes Wasserlassen, Schwindel oder Schwäche hinzu, solltest du daher dringend einen Arzt oder Ärztin aufsuchen.
3. Mundatmung
Ein weiterer Grund für ein gesteigertes Durstgefühl in der Nacht ist das Schnarchen oder die Atmung durch den Mund. Wer in der Nacht häufig mit offenem Mund schläft, der verliert auf natürliche Weise vermehrt Flüssigkeit und Elektrolyte. Denn während wir schlafen, reduzieren unsere Speicheldrüsen ihre Speichelproduktion, um Energie zu sparen. Atmen wir nun zusätzlich durch den Mund, verdunstet die Feuchtigkeit in unserem Mund und es entsteht eine leichte Dehydrierung. Die Folge: Wir wachen durstig auf. Nächtliche Mundtrockenheit kann, vor allem bei älteren Erwachsenen, sehr häufig vorkommen. Das liegt daran, dass einige Bestandteile des Speichels mit zunehmendem Alter abnehmen.
Bestimmte Gesundheitszustände wie Diabetes, Schlaganfall, Pilzinfektionen im Mund (Soor), Autoimmunerkrankungen wie HIV/AIDS, Chemotherapie, Nikotin-, Alkohol- und Drogenkonsum sowie die Einname bestimmter Medikamente können eine sogenannte Oligostomie (Mundtrockenheit) ebenfalls verursachen.
Möchtest du mehr über nächtliche Mundtrockenheit erfahren? In unserem Artikel: Trockener Mund in der Nacht: 3 Tipps, die helfen verraten wir dir, was du dagegen tun kannst.
4. Trockene Luft
Auch in einem Raum mit trockener Luft zu schlafen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, in der Nacht durstig aufzuwachen. Trockene Luft ist vor allem im Winter ein Problem, da die Heizungen auf Hochtouren laufen und die Raumluft austrocknen. Die Heizungsluft entzieht den Nasengängen und dem Mund Feuchtigkeit und lässt die Schleimhäute und Atemwege austrocknen. Das wiederum führt zu häufigem Aufwachen aufgrund von starken Durstgefühlen, Halsschmerzen oder einer verstopften Nase.
5. Schilddrüsenerkrankung
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann eine weitere Ursache für ein übermäßig gesteigertes Durstgefühl sein. Unsere Schilddrüse befindet sich an der Vorderseite des Halses, direkt unterhalb des Adamsapfels (Kehlkopf). Sie produziert lebenswichtige Hormone, wie Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Hormone spielen eine entscheidende Rolle für viele körperliche Prozesse: Sie steuern den Stoffwechsel unserer Körperzellen, beeinflussen das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung und regulieren unserer Körpertemperatur. Werden jedoch zu viele Schilddrüsenhormone ausgeschüttet, arbeiten die Körperzellen schneller als normal. Diese Schilddrüsenüberfunktion führt zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels und kann ein ständiges Hunger- oder Durstgefühl hervorrufen. Solltest du also mehr trinken oder essen als sonst, könnte eine Erkrankung der Schilddrüse dahinterstecken. Weitere Beschwerden sind u.a.:
- Nervosität, Unruhe, Ängstlichkeit und Reizbarkeit
- Stimmungsschwankungen
- Schlafproblem
- Müdigkeit und Schwäche
- Empfindlichkeit gegenüber Hitze
- eine vergrößerte Schilddrüse
- ein unregelmäßiger und/oder ungewöhnlich schneller Herzschlag (Herzklopfen)
- Zuckungen oder Zittern
- Gewichtsabnahme trotz Heißhunger
Nachts Durst: Was kann ich dagegen tun?
- Vermeide zu starkes Heizen im Schlafzimmer. Die Raumtemperatur sollte 18 Grad nicht überschreiten. Durch regelmäßiges Stoßlüften schaffst du zudem ein ideales Raumklima.
- Viel trinken: Achte darauf, dass du den Tag über genug Flüssigkeit zu dir nimmst, insbesondere bei Hitze, Sport oder anderen körperlich anstrengenden Aktivitäten. Ideal sind 1,5 Liter stilles, natürliches Mineralwasser.
- Verzichte auf stark gesalzene Lebensmittel. Salz entzieht dem Körper Flüssigkeit und kann folglich zu einer Dehydrierung und vermehrtem Durst führen. Besonders viel Salz enthalten zum Beispiel Fast Food, Fertiggerichte, Chips, verarbeitete Fleisch- und Fischprodukte sowie viele Käsesorten.
- Trinke etwa eine Stunde vor dem Schlafgengehen ein großes Glas Wasser.
Ständig Durst in der Nacht: Wann sollte ich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen?
Wenn du zusätzlich zu dem starken Durstgefühl auch Beschwerden wie vermehrtes Wasserlassen, Schwindel oder Schwäche bemerkst, solltest du dringend einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren. Darüber hinaus solltest du einen Arztbesuch planen, wenn:
- das Durstgefühl den Tag über anhält
- das Durstgefühl nicht nachlässt, egal wie viel du getrunken hast
- du jeden Tag immer größere Mengen Urin ausscheidest
- du erschöpft oder müde bist
- deine Sicht verschwommen ist
- Wunden, Schnittwunden oder offene Stellen nicht richtig heilen
- dein Durst zusätzlich von übermäßigem Hunger begleitet wird
- du trotz gesteigertem Appetit Gewicht verlierst
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Quellen
National Library of Medicine: Primary Polydipsia
MSD Manual: Diabetes mellitus (DM)
MSD Manual: Zentraler Diabetes insipidus
Cleveland Clinic: Why Am I Always Thirsty?
National Health Service: Excessive thirst