Schlafprobleme

Schlafparalyse: Ursachen und Hintergründe

Schlafparalyse: Ursachen und Hintergründe

Für Betroffene kann eine Schlafparalyse eine beängstigende Erfahrung sein. Dabei ist sie eigentlich harmlos. Doch was geschieht bei einer sogenannten Schlaflähmung in unserem Körper? Wir nennen die Ursachen und Hintergründe einer Schlafparalyse.

Schlafparalyse: Frau liegt bewegungslos im Bett
Bei einer Schlafparalyse hilft es, die Ursachen zu kennen. Bild: iStock/AndreyPopov

    Eine Schlafparalyse ist für viele Menschen ein erschreckendes Ereignis. Man liegt wach im Bett, aber kann sich nicht bewegen. Häufig treten dann noch geisterhafte Gestalten ans Bett. Obwohl eine Schlaflähmung oft nur wenige Sekunden andauert, kann sie einem Angst durch den Körper jagen.

    Wir haben mit Prof. Dr. med. Geert Mayer, Leiter des Schlafzentrums der Hephata-Klinik in Schwalmstadt-Treysa, über das sogenannte Hexendrücken (wie die Schlafstörung im Volksmund heißt) gesprochen. Außerdem erklären wir in diesem Artikel, was im Gehirn von Betroffenen passiert und was man gegen eine Schlafstarre tun kann.

    Was geschieht bei einer Schlafparalyse?

    Was geschieht bei einer Schlafstarre in unserem Körper? Ganz genau wissen Mediziner und Medizinerinnen noch nicht, was unser Gehirn da im Schlaf durchmacht. Ziemlich sicher hat es aber auch mit unserer REM-Phase zu tun. Normalerweise sind unsere Augenmuskeln im Schlaf sehr aktiv – daher der Name REM für Rapid Eye Movement (schnelle Augenbewegung) – unsere restlichen Muskeln werden allerdings von unserem Gehirn gehemmt, damit wir unsere Träume nicht im Schlaf ausleben.

    Wachen wir während der REM-Phase allerdings auf, kann es zur Schlafstarre kommen. Ein Teil unseres Gehirns verarbeitet noch Träume, während der Körper schon wach ist. Durch die Träume ist die Schlaflähmung auch so oft mit Halluzinationen verbunden. Verständlich, dass Betroffene Angst vor dem Aufwachen verspüren, vor allem, wenn eine Lähmung häufiger auftritt.

    Übrigens: Eine Schlafparalyse kann im Schlaf auch in anderen Schlafphasen auftreten. Neben der REM-Phase gibt es noch folgende Schlafphasen: Einschlafphase, Leichtschlafphase und den Tiefschlaf. Alles über die verschiedenen Schlafphasen erfährst du in unserem Artikel: „Schlafphasen: So wichtig sind sie für unsere Erholung“.

    Schlaflähmung: Ursachen auf der Spur

    Woran liegt es genau, wenn du eine Lähmung bekommst? Geert Mayer verrät uns im Interview die möglichen Ursachen.

    1. Vererbung

    In manchen Familien gibt es eine vererbbare Schlafparalyse, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Und zwar auch ohne, dass dies in Verbindung mit einer Narkolepsie steht.

    2. Narkolepsie

    Bei der sogenannten Schlafkrankheit geraten aus Mangel an einem bestimmten Botenstoff die Wach- und Schlafphasen des Betroffenen durcheinander. Die Folge davon ist neben Kataplexien (eine plötzlich auftretende Störung des Muskeltonus) eine ausgeprägte Tagesschläfrigkeit, in schweren Fällen bis zu unerwünschtem Einschlafen.

    Eine häufige Begleiterscheinung dieser Schlafkrankheit sind Schlafparalysen. Im Gegensatz zu gesunden Menschen können Betroffene einer Narkolepsie eine Schlaflähmung und auch Halluzinationen sehr häufig erleben. Mehr zu dieser Erkrankung liest du unter Wie erkennt man die Schlafkrankheit Narkolepsie?

    3. Schlafdefizit

    Eine der möglichen Schlafparalyse-Ursachen bei gesunden Menschen, die nicht erblich vorbelastet sind, ist ein starkes Schlafdefizit. Das liegt vor, „wenn wir mehrere Nächte sehr schlecht schlafen oder deutlich weniger als normalerweise, vielleicht nur jeweils zwei, drei Stunden“, so Geert Mayer. Da ein Schlafdefizit oft mit stressbelasteten Situationen oder Lebensphasen einhergeht, werden diese mitunter als Ursache für eine Schlafparalyse genannt.

    Das ist jedoch nicht ganz korrekt. Geert Mayer: „Man kann nicht sagen, dass Stress primär eine Schlafparalyse auslöst.“ Dies geschieht nur, wenn die belastende Situation dazu führt, dass du nicht zur Ruhe kommst und dadurch ein Schlafdefizit aufbaust. Stress ist also nur ein indirekter Auslöser. Ähnlich verhält es sich mit Drogen- und Medikamentenmissbrauch.

    Schlafhygiene kann Stress vorbeugen

    Auch wenn Stress nur ein indirekter Auslöser ist, hilft es so oder so, ihm vorzubeugen. Denn Schlaflosigkeit kann noch viel stärkere Auswirkungen auf unseren Körper haben, als eine reine Lähmung im Schlaf. Wer lange unter Schlafstörungen leidet, riskiert zahlreiche Krankheiten, darunter Diabetes, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

    Eine gute Schlafhygiene kann Stress am Abend eliminieren. Der Begriff Schlafhygiene beschreibt dabei verschiedene Verhaltensweisen und Tricks, mit denen du deinen Schlaf verbessern kannst. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel über Schlafhygiene.

    Bei einer Schlafparalyse hilft Wissen

    Es ist ein vergleichbares Gefühl der Hilflosigkeit und Angst wie beim Hyperventilieren. Beim ersten Mal fühlst du dich, als hätte dein letztes Stündlein geschlagen und du würdest ersticken. Wenn du dich bereits etwas auskennst, weißt du, dass du heil aus der Sache rauskommen wirst. Dadurch entspannst du, der Anfall endet früher.

    Solch ein Hintergrundwissen hilft auch bei einer Schlaflähmung. Dabei handelt es sich nämlich um eine Verhaltensauffälligkeit im Schlaf – eine sogenannte Parasomnie. Sie wirkt sich aber in der Regel selbst mit Halluzinationen nicht schädlich aus und dauert meistens nur etwa 30 Sekunden, in seltenen Fällen bis maximal fünf Minuten. „Das kann subjektiv erlebt allerdings extrem lang sein“, wie Geert Mayer, Leiter des Schlafzentrums der Hephata-Klinik in Schwalmstadt-Treysa, erläutert.

    Schlafstarre tritt häufig einmalig auf

    Weißt du, dass sich hinter der Schlafparalyse ein an sich harmloses Phänomen verbirgt, geht sie glimpflicher vonstatten und du kannst beruhigter aufwachen. „Denn es sorgt ja diese Panik, die damit verbunden ist, dafür, dass man sich reinsteigert“, so Geert Mayer. Wer hingegen gelassen bleibt, wartet einfach ab, bis sich die Lähmung wieder löst und die Halluzinationen verschwinden.

    Die Krux daran ist nur, dass man sich im Normalfall erst darüber informiert, wenn man bereits eine Schlafparalyse hatte. Da gesunden Menschen dieses Phänomen jedoch häufig nur ein einziges Mal beim Aufwachen widerfährt, kommt dieses hilfreiche Wissen meistens verspätet.

    Achte auf deine Schlafposition

    Sie ist zwar an sich kein Auslöser, aber auch die Schlafposition kann eine Schlaflähmung begünstigen. „Am häufigsten treten solche Schlaflähmungen in Rückenlage auf“, verrät Geert Mayer. Der genaue Zusammenhang zwischen dieser Liegeposition und dem Auftreten von Schlafstarren ist allerdings bislang noch nicht erforscht.

    Betroffene von Schlafstörungen mit regelmäßigen Schlaflähmungen können unter Umständen die Häufigkeit reduzieren, indem sie die Rückenlage vermeiden. Wer allerdings keine Veranlagung zu Schlafparalysen hat, bekommt auch keine, nur weil er auf dem Rücken liegt. Es gibt viel mehr Rückenschläfer als Menschen, die von Schlafparalysen betroffen sind. Wenn du also gerne in Rückenlage schläfst und keinerlei Probleme hast, gibt es für dich keinen Grund, auf eine andere Schlafposition umzustellen.

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    Prof. Dr. med. Geert Mayer ist Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie mit der Zusatzbezeichnung Schlafmedizin. Er leitet das Schlafzentrum der Hephata-Klinik in Schwalmstadt-Treysa.

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    Quelle:
    National Library of Medicine: Sleep Paralysis, a Medical Condition with a Diverse Cultural Interpretation.
    MSD Manual: Narkolepsie.
    Deutschlandfunk Nova: Wenn der Kopf wach ist, der Körper aber gelähmt.