Welche Folgen hat ein Schlafdefizit?
„Leider schlafen die meisten Menschen zu wenig. Der Tag ist zu voll gestopft mit zu vielen Verpflichtungen und Arbeit. Hinzu kommt die permanente Erreichbarkeit über das Handy. Viele können gar nicht mehr abschalten“, weiß die Schlafmedizinerin Dr. Kathrin Frank aus ihrer Praxis in Karlsruhe, wo sie ein Schlaflabor leitet. Sie kennt die Folgen von einem Schlafdefizit sehr gut.
Ein Schlafdefizit macht krank
„Zu viele nehmen sich für den so wichtigen Schlaf zu wenig Zeit und Raum. Ein Schlafdefizit kann aber auf lange Sicht krank machen. Studien zeigen, dass eine dauerhaft zu geringe Schlafmenge das Auftreten von Krankheiten wie Diabetes, Depressionen, Herz- oder Gefäßerkrankungen begünstigt. Ein dauerhaftes Schlafdefizit kann sogar die Lebenserwartung verkürzen“, nennt Dr. Kathrin Frank nur einige Auswirkungen von zu wenig Schlaf (lies dazu auch Folgen von Schlafmangel und Optimale Schlafdauer).
Immunsystem, Bluthochdruck und Herzinfarkt
Dr. Kathrin Frank weist auf eine weitere Folge von Schlafmangel hin: „Das Immunsystem kann schlechter arbeiten.“ Auf lange Sicht gehen mit einem geschwächten Immunsystem dann nicht nur grippale Infekte einher, sondern es steigt auch die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt, für vermehrte Kalk- und Cholesterinablagerungen in den Arterien und Gefäßen, Kopfschmerzen und Migräne, Depressionen, Diabetes sowie für erhöhte Entzündungsaktivität in deinem Körper.
Aufgepasst: Wer regelmäßig weniger als sechs Stunden schläft, hat ein vierfach erhöhtes Risiko an einer Bluthochdruckerkrankung zu leiden, als jemand der seine optimale Schlafdauer einhält. Ist nämlich dein Körper müde und abgeschlagen, verlangsamt sich dein Blutfluss. Dein Herz reagiert mit vermehrtem Pumpen, um alle Organe versorgen zu können. Es entsteht Bluthochdruck. Der wiederum erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt und andere Herzerkrankungen. Der Grund liegt in einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen.
Konzentrationsschwäche durch Schlafdefizit
Schlafmedizinerin Dr. Kathrin Frank gibt weiterhin zu bedenken: „Durch Schlafmangel kann es im Alltag zu Unfällen, vor allem im Straßenverkehr kommen.“
Wer über einen längeren Zeitraum zu wenig schläft, kann sich nämlich tagsüber deutlich schlechter konzentrieren. Vergesslichkeit, vor allem bei der Wortwahlsuche ist ein erstes Anzeichen. Du lässt dich schnell ablenken und selbst routinierte Aufgaben kosten dich zusätzliche Anstrengung. Der Grund liegt in deinem Gehirn, das sich nachts nicht genügend erholen konnte, da aufgrund deiner zu kurzen Schlafdauer die Funktionalität zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis eingeschränkt wird.
Gleichzeitig sinkt deine Reaktionsfähigkeit. Langfristiger Schlafmangel führt tatsächlich zu ähnlichen Anzeichen wie übermäßiger Alkoholgenuss.
Unreine Haut
Wer sich im Spiegel nach einer kurzen Nacht anschaut, erschrickt vielleicht vor sich selbst: Da schaut einem ein blasses Etwas mit dunklen Augenringen entgehen und man fragt sich verzweifelt: „Sehe ich wirklich so schrecklich aus?“ Die Antwort lautet in dem Fall wahrscheinlich: „Ja.“
Dein Blut ist aufgrund deines nicht ausreichend regenerierten Körpers langsamer geflossen, sodass deine Haut dadurch nicht optimal versorgt werden konnte. Ein Schlafdefizit hat außerdem Auswirkung auf die Hormonausschüttung. Es bilden sich unschöne Pickel und Mitesser, auf lange Sicht auch Falten. Denn die Hautzellen erneuern sich bei denjenigen langsamer, die zu wenig schlafen.
Übergewicht
Wer zu wenig schläft, kann sogar zunehmen. Denn: Wer schläft, verbrennt tatsächlich Fett, außerdem wird der Zuckerspeicher in der Leber während des Schlafes entleert. Deshalb ist morgens das Körpergewicht immer niedriger als vor dem Schlafengehen.
Schlafdefizit – Kann man Schlaf nachholen?
„Ein kurzzeitiges Schlafdefizit kann noch ausgeglichen werden, bei lang andauerndem Schlafdefizit kann es bereits zu gesundheitlichen Folgen kommen, die nicht mehr reversibel sind“, so die Expertin Dr. Kathrin Frank.
Durchmacher und Nachteulen können ihren Schlaf beispielsweise am Wochenende nachholen, wenn sie während der Woche an dem einen oder anderen Tag zu wenig Schlaf abbekommen haben. ABER: Das sollte kein Dauerzustand werden. Denn Schlafmangel während der Woche schlägt auf Dauer auf deine Gesundheit (siehe oben). Mehr dazu liest du auch hier: Schlafbedarf: So viel Schlaf brauchst du wirklich.
Kleine Helferlein
Damit du den Tag nach einer Nacht mit zu wenig Schlaf überstehst, probier’s mal damit:
- Grüner Tee: Er kurbelt den Stoffwechsel an und aktiviert deine Gehirnzellen
- Aktiv: Bring deinen Kreislauf mit einem Spaziergang an der frischen Luft oder einer sportlichen Trainingseinheit in Schwung
- Powernap: Maximal 20 Minuten – länger sollte er nicht sein, dein Powernap oder Mittagsschläfchen
Dr. Kathrin Frank ist Fachärztin unter anderem für Schlafmedizin und Leiterin eines Schlaflabors in Karlsruhe (www.schlaflabor-durlach.de).
Quellen:
Ärzteblatt: Wie Schlafmangel der Gesundheit schadet.