Schlafprobleme

Restless Legs Syndrom: Woher kommen unruhige Beine?

Restless Legs Syndrom: Woher kommen unruhige Beine?

Die Beine kribbeln oder schmerzen und Linderung schafft nur Bewegung. Kennst du das auch? Dann leidest du vielleicht am Restless Legs Syndrom (RLS). Unruhige Beine nachts zählt zu den häufigsten Schlafstörungen. Unsere Expertin erklärt, was dahintersteckt und welche Behandlungen möglich sind.

Restless Legs Syndrom: Mann hat unruhige Beine.
Unruhige Beine sind meist ein Zeichen für ein Restless Legs Syndrom. Bild: gettyimages/bymuratdeniz

Unruhige Beine sind keine moderne Erscheinung, sondern finden sich in der Medizingeschichte bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts – wenn auch unter anderen Namen. Seit 1945 ist die Bezeichnung Restless Legs Syndrom üblich, die auf den schwedischen Neurologen Karl-Axel Ekbom zurückgeht. Solltest du einmal etwas von Wittmaack-Ekbom-Syndrom oder Willis-Ekbom-Syndrom hören, geht es ebenfalls um RLS.

Was ist das Restless Legs Syndrom?

Beim Restless Legs Syndrom handelt es sich um eine chronisch neurologische Erkrankung, die sich bei Betroffenen durch schmerzende, kribbelnde, unruhige oder brennende Beine und einem starken Bewegungsdrang im Ruhezustand vor allem abends und nachts bemerkbar macht.

Zwischen fünf und zehn Prozent der Menschen in Deutschland leiden am Restless Legs Syndrom. Frauen sind dabei stärker betroffen als Männer. Auch das Alter ist wichtig. Meist erscheinen unruhige Beine das erste Mal um das 30. Lebensjahr. Während zu Beginn der Störung die Beschwerden nur hin und wieder auftreten, werden sie mit zunehmendem Alter häufiger.

Unruhige Beine: Symptome und Häufigkeit

„Die Patienten und Patientinnen klagen über einem Bewegungsdrang vor allem in den Beinen, der im Sitzen oder Liegen und am Anfang gegen Abend oder nachts auftritt“, erläutert die Neurologin und Schlafmedizinerin Lucia Muntean. „Kribbeln, Schmerzen oder ein brennendes Gefühl in den Beinen begleiten die Patienten. Die Missempfindungen in den Beinen werden von Patienten unterschiedlich empfunden und beschrieben“, meint die Neurologin.

Da jeder Patient und jede Patientin mit RLS-Beschwerden diese etwas anders wahrnimmt, ist das Krankheitsbild für Nicht-Betroffene nicht immer leicht vollziehbar. Und auch für Menschen, die sich fragen, ob sie eventuell selbst unruhige Beine haben. Die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, denn laut der Deutschen Restless Legs Vereinigung plagen sich in den westlichen Industrieländern zwischen sieben und zehn Prozent der Bevölkerung mit unruhigen Beinen nachts herum. Damit ist dieses Syndrom genauso weit verbreitet wie Migräne, nur nicht so bekannt. Meistens tritt bei Betroffenen eine Diagnose von RLS erstmals in der Lebensmitte auf, kann aber auch schon bei wesentlich jüngeren Menschen erscheinen.

Woran erkennst du, ob du selbst RLS hast?

Die oben geschilderten Symptome kennen viele Menschen aus eigener Erfahrung. Es kribbeln schon mal die Beine unter der Decke, wenn man schlafen oder Ruhe haben will, aber auch auf einer langen nächtlichen Autofahrt oder abends im Kino. Deshalb alleine hast du aber noch kein Restless Legs Syndrom, das sich übrigens auch noch auf andere Körperteile erstrecken kann. Typischerweise gehen die Beschwerden durch Bewegung zurück. Wenn du nur in sehr großen Abständen unruhige Beine hast, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Treten unruhige Beine nachts allerdings häufiger auf, solltest du einen Arzt oder eine Ärztin für eine Diagnose aufsuchen.

Zur besseren Orientierung bietet die Deutsche Restless Legs Vereinigung auf ihrer Seite einen Selbsttest an. Der gibt dir zwar keine Sicherheit, ob du wirklich RLS hast, er stellt aber wichtige Fragen, die du bei einem Arztbesuch ohnehin beantworten musst.

Welche Ursachen hat das Restless Legs Syndrom?

„Die Ursache des Restless Legs Syndroms ist trotz intensiver Forschung nicht endgültig geklärt“, sagt Lucia Muntean. „Es ist eine multifaktorielle Erkrankung, wo die genetische Prädisposition, Eisenmetabolismus, Dopamin und Hypoxie eine Rolle spielen.“ Zudem kann in manchen Fällen RLS in Verbindung mit anderen Krankheiten auftreten. Weitere Einflüsse in Verbindung mit dem Restless Legs Syndrom sind:

  • Niereninsuffizienz
  • Eisenmangel
  • Rheumatoide Arthritis
  • eine Störung des Rückenmarks (Polyneuropathie)
  • eine Schwangerschaft
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen

Eine weitere mögliche Ursache für unruhige Beine kann auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie beispielsweise SSRI oder Antipsychotika sein. „Ebenso tritt RLS nachts häufig bei schwangeren Frauen, vor allem im dritten Trimenon auf“, so Lucia Muntean.

Folgen der Erkrankung

Unruhige Beine können langfristig eine große psychische Belastung für Betroffene darstellen, da sie ihren Alltag einschränken und Schlafstörungen hervorrufen können, die wiederum eine Reihe verschiedener gesundheitlicher Probleme nach sich ziehen. Neben einer Erkrankung des Nervensystem, treten oft psychische Beschwerden auf – die Erkrankung kann die Partnerschaft belasten oder zu einer sozialen Isolation führen. Wenn Menschen mit RLS zum Arzt gehen, werden Symptome wie Schlafstörung oder Tagesmüdigkeit häufig als Depression gedeutet, sodass Antidepressiva verschrieben werden. Diese können die RLS-Beschwerden der Betroffenen allerdings noch verschlimmern.

Ab wann sollte ich zum Arzt?

Meistens gibt der Leidensdruck vor, wann es höchste Zeit ist, zum Arzt zu gehen. Du solltest es allerdings nicht allzu sehr hinauszögern. Wenn du merkst, dass dich die Beschwerden in deiner Lebensqualität einschränken, solltest du dir professionelle Hilfe suchen. Das heißt, wenn du unter deiner Decke liegst und nachts kaum noch schlafen kannst, depressive Verstimmungen hast oder aus Angst vor RLS-Symptomen beispielsweise nicht mehr ins Kino gehst, ist es bereits sehr dringend.

Wenn du vorher noch bei keinem Spezialisten warst, gehst du am besten zu deinem Hausarzt oder deine Hausärztin. Sie verweisen dich dann an einen Neurologen oder Neurologin, die Erfahrung mit dem Restless Legs Syndrom und anderen Erkrankungen des Nervensystems haben.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Anhand der Symptome kann der Arzt oder die Ärztin eine Diagnose stellen, ob du wirklich an einem Restless Legs Syndrom leidest oder „nur“ ähnliche Beschwerden hast. Lucia Muntean führt die fünf diagnostischen Hauptkriterien an, die erfüllt werden müssen:

  • Die Patienten/Patientinnen leiden an Bewegungsdrang in den Beinen (manchmal auch in den Armen), oft in Verbindung mit Missempfindungen.
  • Die Beschwerden treten in Ruhe (zum Beispiel im Liegen oder Sitzen) auf oder verschlimmern sich zumindest in Ruhesituationen.
  • Die Beschwerden bessern sich oder sistieren durch Bewegung.
  • Die Beschwerden nehmen abends und nachts zu.
  • Die Beschwerden können nicht alleine durch andere Erkrankungen erklärt werden.

Nur, wenn also alle Punkte auf dich zutreffen, hast du eventuell ein Restless Legs Syndrom. „In einigen Fällen ist auch eine Untersuchung des Nervensystems im Schlaflabor notwendig, zum Beispiel wenn die Symptome atypisch sind oder wenn andere zusätzliche Schlafstörungen (zum Beispiel Schlafapnoe) vermutet werden“, ergänzt Lucia Muntean.

Manchmal kommen weitere Untersuchungen hinzu, um begleitende Krankheiten auszuschließen oder zu bestätigen. Und gar nicht so selten kommt es vor, dass Ärzte und Ärztinnen, die kaum Erfahrung mit RLS haben, dies nicht diagnostizieren. „Durchblutungsstörung“ lautet dann oft der Befund.

Wie wird das Restless Legs Syndrom behandelt?

Die schlechte Nachricht zuerst: Das Restless Legs Syndrom ist nicht heilbar. Rühren deine Beschwerden nicht von einer anderen Krankheit her, sondern allein vom RLS, musst du mit dem Restless Legs Syndrom leben. Doch jetzt die gute Nachricht: Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, wie sich die Beschwerden durch das RLS lindern lassen. Generell stehen nichtmedikamentöse und medikamentöse Therapien gegen unruhige Beine zur Verfügung.

„Vor Beginn einer pharmakologischen, spezifischen Behandlung ist es wichtig, Faktoren auszuschließen, die die RLS-Beschwerden verschlimmern könnten“, betont Lucia Muntean. Das bedeutet, dass du auf Koffein, Alkohol und Nikotin verzichten und Stress möglichst vermeiden solltest. Bei leichteren Beschwerden kann es bereits sehr hilfreich sein, diese Genussmittel wegzulassen und Entspannungstechniken anzuwenden. Als nichtmedikamentöse Therapien kommen unter anderem sportliche Aktivitäten, pneumatische Kompressionsverfahren und Massagen in unterschiedlichen Formen infrage.

Was hilft bei brennenden Beinen?

Von Gewichtsdecken über Hausmittel bis hin zu Medikamenten, gibt es einige Möglichkeiten, die körperlichen Beschwerden zu mildern. Zum Beispiel:

Tipps, die beim RLS helfen können

Du selbst kannst ein paar Dinge tun, um deinen Schlaf zu verbessern und das Restless Legs Syndrom zu mildern. Beispielsweise mit:

  • Kein Kaffee oder Alkohol: Beide Stoffe stören nicht nur den Schlaf und die Ruhe, sie verstärken auch die Symptome von RLS. Versuche deswegen auf Kaffee und Alkohol zu verzichten. Alkohol sorgt so oder so für schlechteren Schlaf, Kaffee solltest du mindestens vier Stunden vor dem Zubettgehen vermeiden.
  • Wärme: Eine warme Decke kann die Symptome von RLS lindern. Am besten ist da natürlich eine spezielle Wärmedecke oder vielleicht sogar ein Wärmeunterbett. Es geht aber natürlich auch eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen. Du fragst dich, was besser ist? Unser Artikel „Wärmflasche oder Kirschkernkissen? DAS hält nachts wärmer“ sagt es dir.
  • Körperliche Bewegung: Damit ist kein Ausdauersport gemeint, denn dann kann das Gegenteil passieren. Intensiver Sport kann die Symptome von Betroffenen verstärken. Wer aber regelmäßig leicht joggt oder einen Spaziergang macht, kann die brennende und unruhige Beine lindern.

Auch Gewichtsdecken können helfen

Wer keine Medikamente nehmen möchte, kann es auch mit einer Gewichtsdecke (auch Therapiedecke) probieren. Gewichtsdecken sollen bei RLS-Beschwerden helfen. Studien zur Wirkung von Therapiedecken gibt es zwar noch nicht, da es sich hierbei um ein sehr neues Therapiefeld handelt, aber es gibt zahlreiche Erfahrungsberichte über Gewichtsdecken.

Mit ihrem Gewicht simulieren Gewichtsdecken eine Umarmung, wodurch unser Körper Serotonin und Dopamin ausschüttet. Serotonin und Dopamin führen zu einem ruhigeren und erholsameren Schlaf. Cura of Sweden bietet viele verschiedene hochwertige Gewichtsdecken an. Achte beim Kauf der Decke aber darauf, welche Therapiedecke du dir zulegst. Ist die Decke zu schwer, kann sie auch Platzangst auslösen. Am besten liest du vorher unseren Ratgeber über Gewichtsdecken.

Welche Gewichtsdecke brauche ich?

Wie oben bereits erwähnt, ist bei Gewichtsdecken Vorsicht geboten. Eine zu schwere Therapiedecke kann mit ihrem Gewicht auch Platzangst und Beklemmungsgefühle auslösen. Achte deswegen immer darauf, dass die Gewichtsdecke das Gewicht von zehn Prozent des Gewichts deines Körpers nicht überschreitet. Mehr über das Thema Gewichtsdecke und welches Gewicht für deinen Körper ideal ist, erfährst du in unserem Artikel: „Therapiedecke: Welches Gewicht ist ideal?

Diese Medikamente versprechen Abhilfe

Schwerere Fälle erfordern häufig eine medikamentöse Therapie. Medikamente, die dabei zum Einsatz kommen sind:

  • Pregabalin: Bei Pregabalin handelt es sich um einen Arzneistoff, der hauptsächlich bei Angststörungen und Epilepsie eingesetzt wird.
  • Gabapentin: Auch Gabapentin wird in der Epilepsiebehandlung und bei Nervenschmerzen eingesetzt.
  • Dopaminagonisten: Dopaminagonisten ist ein Wirkstoff, der unsere Dopamin-Rezeptoren stimuliert. Vorsicht, Dopaminagonisten kann in manchen Fällen Nebenwirkungen haben. So hemmt es die Herstellung von Prolaktin, welches gerade in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle spielt. Ein bekanntes Dopaminagonisten ist der Wirkstoff Pramipexol. Pramipexol wird hauptsächlich zur Behandlung von Morbus Parkinson eingesetzt.
  • Levopoda: Bei Levopoda handelt es sich um einen Wirkstoff speziell zur Behandlung des Restless Legs Syndroms.
  • Alpha-2-Delta-Liganden: bei Alpha-2-Delta-Liganden handelt es sich um eine Reihe von Wirkstoffen zur Behandlung von RLS.
  • Opiate: Opiate oder auch Opioide sind Arzneimittel, die auf das zentrale Nervensystem wirken. Sie sind stark schmerzhemmend, haben aber auch erhebliche Nebenwirkungen.
  • Eisensubstitute: Da vermutet wird, dass unruhige Beine auch mit Eisenmangel zusammenhängen, ist eine Untersuchung des Eisenhaushalts zu empfehlen. Wenn nötig, muss der Eisenmangel mit Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden. Das ist vor allem während der Schwangerschaft sehr wichtig.

„Die Dosis der Medikation sollte so niedrig wie möglich sein und die für RLS zugelassene Dosierung nicht überschreiten, um das Risiko einer Augmentation zu minimieren“, warnt Lucia Muntean. Augmentation bedeutet im Zusammenhang einer RLS-Behandlung, dass sich die Beschwerden verschlimmern, obwohl die Dosis der Medikamente erhöht wird.

Auch die Gefahr von Nebenwirkungen durch die Behandlung mit Medikamenten ist nicht zu vernachlässigen. Bei Neurologen mit viel Erfahrung in der Therapie von RLS ist diese Gefahr jedoch relativ gering.

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Kurz und knapp

Was ist das Restless Legs Syndrom?

Bei RLS handelt es sich um eine chronisch neurologische Erkrankung, die sich durch schmerzende, kribbelnde und unruhige Beine bemerkbar macht. Meist treten die ersten Symptome um das 30. Lebensjahr auf.

Welche Ursache haben unruhige Beine?

Die Wissenschaft hat die Erkrankung noch nicht vollständig aufgeklärt. Mögliche Ursachen können zum Beispiel sein: Niereninsuffizienz, Eisenmangel, Rheumatoide Arthritis und Schilddrüsenfunktionsstörungen. Auch eine Schwangerschaft kann unruhige Beine auslösen.

Was kann ich gegen RLS tun?

Erfolgversprechend bei RLS ist der Verzicht von Alkohol, Nikotin und Koffein. Zudem helfen häufig viel Bewegung und Wärme. Auch verschiedene Medikamente versprechen einen Erfolg. Das Restless Legs Syndrom ist nicht heilbar.

Dr. med. Lucia Muntean ist Fachärztin für Neurologie und Schlafmedizin und leitet als Oberärztin das Schlaflabor an der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel.

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Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Insomnie bei neurologischen Erkrankungen.
Deutsche Restless Legs Vereinigung: RLS Allgemein.
MSD Manual: Periodische Bewegungsstörung der Extremitäten (PLMD) und Restless-Legs-Syndrom (RLS).
Allen RP, Picchietti DL, Garcia-Borreguero D et al (2014): Restless legs syndrome/Willis-Ekbom disease diagnostic criteria: updated International Restless Legs Syndrome Study Group (IRLSSG) consensus criteria—history, rationale, description, and significance. SleepMed15:860–873

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