Schlafprobleme

Autismus und Schlafprobleme: Ursachen und Hilfen

Autismus und Schlafprobleme: Ursachen und Hilfen

Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung leiden häufig schon als Kind unter Schlafprobleme. Dieses Leiden kann sich bis ins Erwachsenenalter ziehen und über die Jahre zu weiteren Erkrankungen führen. Wir erklären, warum Schlafstörungen auftreten und was man dagegen tun kann.

Autismus: Junger Mann sitzt verzweifelt auf dem Bett.
Autismus kann zu schweren Schlafstörungen führen. Bild: iStock/Staras

Noch immer sind keine verlässlichen Zahlen über die Häufigkeit von Autismus in Deutschland bekannt. Schätzungen gehen von einer Verbreitung von 0,6 bis ein Prozent der Bevölkerung aus. Dies sind zumindest die Schätzungen der weltweiten Verbreitung. Bekannt ist allerdings, dass Autismus bei Jungen viermal häufiger auftritt als bei Mädchen.

In den letzten Jahren konnten Behörden und Kliniken einen Anstieg der Störung feststellen. Genaue Ursachen für diesen Anstieg sind bisher nicht geklärt. Eine Theorie geht davon aus, dass neben einem gestiegenen Bewusstsein gegenüber der Erkrankung gegenüber auch der Lebensstil und die Umwelt für diesen Anstieg verantwortlich sind. Allerdings ist diese Theorie stark umstritten und auch noch nicht belegt.

Was ist Autismus?

Autismus oder auch die Autismus-Spektrum-Störung ist eine neurologische Entwicklungsstörung. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind bisher nicht bekannt, Forschende, Mediziner und Medizinerinnen gehen allerdings davon aus, dass vor allem genetische Auslöser für eine Erkrankung verantwortlich sind.

Auch vorgeburtliche Infektionen können für die Störung verantwortlich sein. So stehen Infektionen der Mutter mit Röteln oder dem Zytomegalievirus im Verdacht, beim ungeborenen Kind die Störung auszulösen. Ebenso zeigen zu früh geborene Kinder häufiger Anzeichen von Autismus. Die Störung kann sich bereits bei Kleinkindern vor dem dritten Lebensjahr zeigen. Diagnostisch wird zwischen drei Ausprägungen der Krankheit unterschieden: Dem frühkindlichen Autismus, dem Asperger-Syndrom und dem Atypischen Autismus.

Was sind die Symptome von Autismus?

Je nach Ausprägung der Erkrankung, können unterschiedliche Symptome auftreten. Es gibt allerdings eine Reihe von Symptomen, die bei allen Spektrum-Störungen auftritt. Darunter fallen vor allem:

  1. Eine problematische soziale Interaktionen mit anderen Menschen
    Autistische Personen können sich nur schlecht oder gar nicht in andere Menschen hineinversetzen. Deshalb fehlt es ihnen sehr häufig an Empathie. Sie interessieren sich nur sehr wenig für ihre Mitmenschen. Ebenso ist betroffenen Personen Ironie fremd. Sie verstehen Gesagtes immer wörtlich.
  2. Eine Beeinträchtigung der Kommunikation
    Betroffene verstehen Mimik und Gestik anderer Menschen nicht oder nur sehr schlecht. Folglich ist auch ihr Mienenspiel eher gering. Autistische Kinder spielen häufig nicht mit den „üblichen Spielsachen“ wie Puppen oder Autos. Dafür sind sie häufig sehr stark an technischen Geräten interessiert, wie Waschmaschinen, Motoren oder Kühlschränke.
  3. Sich ständig wiederholende, stereotype Interessen und Verhaltensweisen
    Gleichform und Dauerhafte Dinge interessieren viele autistische Menschen sehr. So finden viele Betroffene eine rege Begeisterung für fließendes Wasser. Auch ständige Wiederholungen erledigen sie mit großer Freude. So können Autisten minuten- oder sogar stundenlang auf der Stelle schaukeln oder ihre Hände oder Finger vor den Augen verdrehen. Viele Erkrankte möchten auch immer und immer wieder ein und dieselbe Stelle putzen.

Je nach Ausprägung der Erkrankung zeigen sich noch weitere Symptome. Folgend wird näher auf diese eingegangen.

Frühkindlicher Autismus

Frühkindlicher Autismus äußert sich schon früh durch eine verzögerte Sprachentwicklung. Häufig geht damit eine verminderte Intelligenzvermittlung einher. Kinder mit der Spektrum-Störung wachen teilweise dreimal oder häufiger die Nacht auf, vor allem im späteren Verlauf der Nacht. Zudem schlafen erkrankte Kinder schlechter ein und wachen früher auf. Durchschnittlich fehlen ihnen so bis zu 43 Minuten Schlaf pro Nacht.

Asperger-Syndrom

Kinder mir Asperger-Syndrom sind in den ersten drei Jahren ihres Lebens unauffällig. Allerdings tritt meist eine leicht motorische Verzögerung ein. Betroffene des Asperger-Syndroms haben ebenfalls Schwierigkeiten mit sozialen Interaktionen, allerdings nicht so stark, wie bei den anderen Ausprägungen. Bei Betroffenen zeigt sich mehr als bei Erkrankten der anderen Ausprägungen eine Inselbegabung. Sie interessieren sich enorm für einen bestimmten Bereich und können sich dort dann erhebliches Wissen aneignen.

Atypischer Autismus

Klar ausformuliert ist diese Form der Störung in der Wissenschaft nicht. Sicher ist, dass sie häufig aus dem frühkindlichen Autismus entsteht, obwohl sie sich nicht so früh beim Kind zeigt. Deshalb sind hier Schlafstörungen ebenfalls ein Teil der Erkrankung. Einzelne Symptome der Störung können beim atypischen Autismus nur sehr milde ausgeprägt sein oder gar nicht auftreten. Diese Ausprägung der Krankheit tritt von allen drei Formen am seltensten auf. Besonders auffällig ist bei dieser Störung die teilweise panische Angst vor Veränderungen und dem starken Ablauf immer gleicher Verhaltensmuster.

Warum leiden so viele Autisten unter Schlafprobleme?

Wirklich geklärt ist das Phänomen nicht. Da viele Betroffene aber mit zahlreichen Ängsten zu kämpfen haben, vermuten viele Forschenden, dass diese auch für Schlafstörungen verantwortlich sein können. Durchschnittlich wachen wir 28 Mal die Nacht auf und schlafen direkt wieder ein. Menschen mit einer Spektrum-Störung könnten diese kurzen Wachphasen als beängstigend empfinden, Was sie am erneuten Einschlafen hindert.

Möglich ist auch ein Mangel am Schlafhormon Melatonin. Menschen mit Autismus weisen häufig eine geringere Melatoninkonzentration im Blut auf, als gesunde Menschen. Melatonin ist eines der wichtigsten Hormone für einen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus. Erste Studien zeigen, dass die Einnahme von künstlichem Melatonin-Präparaten den zirkadianen Rhythmus stabilisieren kann.

Was kann man gegen Schlafprobleme bei Autismus tun?

Neben dem oben genannten künstlichen Melatonin gibt es noch einige Möglichkeiten, den Schlaf zu verbessern. Die genannten Tipps helfen sowohl Kindern als auch Erwachsenen und fallen unter den Begriff der Schlafhygiene.

  • Eine angenehme Schlafumgebung
    Ein aufgeräumtes Schlafzimmer mit möglichst wenig Einrichtung beruhigt den Geist und kann auch Erkrankten helfen, besser abzuschalten und zu entspannen.
  • Eine feste Abendroutine
    Da die meisten Autisten ständige Wiederholungen mögen, kann auch eine allabendliche Abendroutine das Einschlafen verbessern, da sie den Betroffenen Sicherheit bietet. Routinen können beispielsweise baden, lesen oder Musik hören sein.
  • Ein geregelter Tagesablauf
    Was für den Abend gilt, gilt auch für den Tag. Hat ein Tag Struktur und immer wiederkehrende Vorgänge, gibt dies Erkrankten Sicherheit und innere Ruhe.

Noch mehr Tipps kannst du in unserem Artikel über Schlafhygiene finden. Übrigens: Auch gesunden Menschen, die unter anhaltenden Schlafstörungen oder gar einer Insomnie leiden, kann eine gute Schlafhygiene helfen, ihren Schlaf zu verbessern. Leidest du unter Einschlafschwierigkeiten, probiere sie doch einmal aus.

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Quellen:

Umweltbundesamt: Autismus/Autismus-Spektrum-Störungen.
Neurologen und Psychiater im Netz: Symptome und Störungsbild von Autismus-Spektrum-Störungen.
Kinderärzte im Netz: Autismus ist häufig mit Schlafproblemen verbunden.