Atherosklerose: Sorgt schlechter Schlaf für Arterienverkalkung?
Bei Atherosklerose sorgen Fett und Kalk für Verletzungen an den Arterienwänden, was über die Jahre den Blutfluss in mittelgroßen und großen Arterien behindern kann. Neuste Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass auch schlechter Schlaf eine Arterienverkalkung begünstigen kann. Alles zu diesem Thema liest du in diesem Artikel.
Atherosklerose (auch Arterienverkalkung) ist schon seit Jahrzehnten eine der Hauptursachen für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Es wird geschätzt, dass rund zehn Prozent der westlichen Bevölkerung an einer unerkannten oder bekannten Atherosklerose leiden. Bei über 70-Jährigen steigt die Rate der Betroffenen sogar auf 20 Prozent.
In einer neuen Studie zeigt sich nun, dass dauerhaft unregelmäßiger Schlaf das Risiko einer Arterienverkalkung erhöhen kann. Das fanden Forschende am Vanderbilt University Medical Center in den USA heraus. Sie veröffentlichten ihre Erkenntnisse im Journal der American Heart Association. Weiter unten gehen wir näher auf die Studie ein. Doch zunächst:
Was ist eine Atherosklerose?
Genaugenommen ist die Atherosklerose eine Form der Arteriosklerose. Als Arteriosklerose wird allgemein die Verdickung und der Elastizitätsverlust der Arterienwände aus unterschiedlichsten Ursachen bezeichnet. Der Begriff bedeutet so viel wie „Verhärtung der Arterie“. Es gibt drei Formen der Arteriosklerose:
- Die Atherosklerose: Die wohl bekannteste und häufigste Form der Arteriosklerose und auch als Arterienverkalkung bekannt. Hierbei werden die Arterienwände so häufig und großflächig durch beispielsweise Cholesterin verletzt, dass sich weiße Blutkörperchen an die Wand legen, bis der Durchlass im schlimmsten Fall so klein ist, dass das Blut nicht mehr problemlos fließen kann. Dadurch entsteht ein Rückstau, der zu einem Herzinfarkt führt.
- Die Arteriolosklerose: Hierbei verhärten sich die kleineren Arterien, die zu den Organen führen. Die Gefäßwände verdicken sich, wodurch die Organe nicht mehr gut genug versorgt werden. Häufig sind dabei die Nieren betroffen. Häufigste Erkrankte: Personen mit Bluthochdruck oder Diabetes.
- Die Mönckeberg-Arteriosklerose: Betrifft ebenfalls kleine bis mittelgroße Arterien. Hierbei versteifen sich die Wände durch Kalziumablagerungen. Die Erkrankung ist wesentlich ungefährlicher als ihre beiden Namensvettern, kann aber beispielsweise eine gefährliche Arterienverkalkung überdecken. In den meisten Fällen tritt die Erkrankung ab einem Alter ab 50 Jahren auf.
Atherosklerose gilt als Todesursache Nummer eins. 2019 starben weltweit 18 Millionen Menschen an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall ausgelöst durch eine Arterienverkalkung. Das sind mehr Menschen als an Verkehrsunfällen, Kriegen und Corona zusammen.
Was sind die Ursachen für eine Arterienverkalkung?
Dass sich Cholesterin, Zucker, Eiweiß und andere Stoffe an der Gefäßwand absetzen und dadurch eine Gefäßverengung herbeiführen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Vielmehr entstehen durch die Stoffe mikroskopisch kleine Verletzungen an der Arterienwand, die von unserem Körper repariert werden. Dadurch setzen sich zum einen weiße Blutkörperchen an den Wunden ab, was zu einer Verengung führt, andererseits entsteht Narbengewebe, welches über die Jahre hinweg immer dicker wird und dadurch die Arterie ebenfalls verengen kann. Nichtsdestotrotz ist für diesen folgenschweren Vorgang hauptsächlich Cholesterin verantwortlich. Des Weiteren tragen diese Ursachen ebenfalls zu einer Atherosklerose bei:
- Diabetes mellitus
- Ein erhöhter Blutdruck
- Nikotin
- Stress
- Ein erhöhter Harnsäurespiegel
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
Ferner spielen auch genetische Ursachen eine Rolle. Das Risiko, an einer Atherosklerose zu erkranken, kann also auch vererbt werden.
Was ist Cholesterin?
Wenn man über eine Atherosklerose spricht, kommt man an einer Auseinandersetzung mit Cholesterin nicht vorbei. Denn nicht jedes Cholesterin ist gleich schädlich für unsere Arterien. Blutfett – die Unterschiede:
- HDL-Cholesterin: Steht für High-Density-Lipoprotein. Diese Art Cholesterin wandert vom Gewebe in die Leber und wird dort abgebaut. Ein hoher Wert an HDL-Cholesterin gilt nicht als Gefahr für unser Herz-Kreislaufsystem und wird nicht mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Es wird in vielen Medien auch als gutes Cholesterin bezeichnet.
- LDL-Cholesterin: Steht für Low-Density-Lipoprotein. Hier wandert das Cholesterin von der Leber in den Körper. Ein hoher LDL-Wert gilt als sehr gefährlich für unser Herz-Kreislauf-System und erhöht das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aus diesem Grund wird LDL-Cholesterin häufig auch böses Cholesterin genannt.
Welche Lebensmittel enthalten LDL-Cholesterin?
LDL-Cholesterin ist in den für uns gefährlichen Mengen eigentlich nur in tierischen Lebensmitteln enthalten:
Lebensmittel | Cholesterin in Milligramm pro 100 Gramm |
Fisch | Circa 40 Milligramm pro 100 Gramm |
Rindfleisch | Circa 70 Milligramm pro 100 Gramm |
Entenfleisch | Circa 85 Milligramm pro 100 Gramm |
Hühnerfleisch | Circa 90 Milligramm pro 100 Gramm |
Putenfleisch | Circa 110 Milligramm pro 100 Gramm |
Schweinefleisch | Circa 120 Milligramm pro 100 Gramm |
Butter | Circa 280 Milligramm pro 100 Gramm |
Eier | Circa 300 Milligramm pro 100 Gramm |
Leber | Circa 320 Milligramm pro 100 Gramm |
Cholesterin wird zum größten Teil in unserem Körper von der Leber selbst hergestellt. Die Menge an zugeführtem Cholesterin sollte deshalb entsprechend gering sein. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal 300 Milligramm am Tag.
Welche Rolle spielt schlechter Schlaf?
In ihrer Studie fanden die Forschenden des Vanderbilt University Medical Center in Nashville heraus, dass unregelmäßiger Schlaf von mehr als zwei Stunden Abweichung innerhalb einer Woche das Risiko an einer Arterienverkalkung der Halsschlagader zu erkranken um 1,12-fach erhöht war.
Untersucht wurden 2032 Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 69 Jahren. Über drei Jahre trugen die Probanden einen Aktigraphen (Schlafmesser). Gleichzeitig führten sie ein Schlaftagebuch. Zum Abschluss wurde an den Teilnehmern eine Schlafstudie durchgeführt, bei der nächtliche Atmung im Schlaf, Schlafstadien und Herzfrequenz gemessen wurde.
Risiko ließe sich leicht minimieren
Laut Forschenden ließe sich das Risiko einer Atherosklerose zumindest im Bereich Schlaf leicht minimieren. So gehen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen davon aus, dass sich mit einer regelmäßigen Einschlafzeit und einer kontinuierlichen Schlafdauer das Risiko einer Arterienverkalkung erheblich minimieren würde.
Neben Schlafdauer und geregelter Einschlafzeit können auch andere Formen der Schlafhygiene einem gesunden und erholsamen Schlaf zuträglich sein. So können auch Abendroutinen wie Musik hören oder ein entspannendes Bad den Schlaf verbessern. Noch mehr hilfreiche Tipps findest du in unserem Artikel über Schlafhygiene.
Was sind die Symptome einer Atherosklerose?
Nur selten verschließt sich eine Arterie plötzlich. Meist läuft dieser Prozess über Jahre und Jahrzehnte ab, weswegen Betroffene lange Zeit überhaupt keine Symptome feststellen können. Meist treten erst ab einem Verengung von 70 Prozent erste Symptome auf. Dabei sind die Symptome von zwei Kriterien abhängig:
- Welche Arterie ist betroffen?
- Hat sich die Arterie langsam oder plötzlich verschlossen?
Symptome einer langsamen Verkalkung
Tritt eine Atherosklerose in der Herzarterie (Hauptschlagader oder auch Aorta) auf, kommt es bei körperlicher Betätigung zu einem unbehaglichen Gefühl in der Brust, da die Sauerstoffversorgung nicht ausreicht. Stellt die betroffene Person ihre Betätigung ein, verschwinden auch die Brustschmerzen. Ähnlich verhält es sich bei einer Verengung in der Beinarterie, nur, dass hier Beinkrämpfe zu spüren sind. Weitere Symptome einer Arterienverkalkung können sein:
- Bluthochdruck
- Kurzatmigkeit
- Herzrhythmusstörungen
Symptome einer plötzlichen Verstopfung
Verstopft sich die Hauptschlagader zum Herzen hin plötzlich, treten logischerweise keine Symptome auf, sondern es kommt direkt zu einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall. Verschließt sich die Arterie zum Bein plötzlich, kommt es zu einer sogenannten Gangrän (Gasbrand) des Zehs, Fußes oder Beins.
Dabei infiziert sich die betroffene Stelle mit Bakterien und verfärbt sich rasch von rot zu schwarz. Dabei kann es zu starken Schmerzen kommen. Wird nicht umgehend gehandelt, kann ein Gasbrand schnell zum Tode führen. Bei einer Behandlung muss meist das schon abgestorbene Gewebe entfernt werden. Je später eine Behandlung eintritt, desto mehr Gewebe muss entfernt werden.
Was kann ich bei Atherosklerose tun?
In erster Linie ist ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf und wenig Stress die wohl wichtigste Maßnahme gegen eine Atherosklerose. Das bedeutet im Allgemeinen:
- Viel Obst und Gemüse und wenig bis gar kein Fleisch oder tierische Produkte.
- Keine oder wenig zuckerhaltige Getränke und Speisen.
- Regelmäßig Sport und körperliche Aktivitäten.
- Geregelte Schlafenszeiten und mit sieben bis neun Stunden Schlaf.
- Das Reduzieren von Stress oder stressigen Situationen.
- Der Verzicht auf Rauchen.
Des Weiteren ist es ratsam, den Blutdruck dauerhaft zu senken. Verschiedene Medikamente können positiv auf den Cholesterinspiegel wirken. Dazu gehört beispielsweise Statine, die Cholesterin im Blut abbauen. Auch Blutverdünner können bei einer Arterienverkalkung helfen, ebenso wie Medikamente, die verhindern, dass das Blut verklumpt.
In schweren Fällen hilft nur eine Operation
Sollten all diese Maßnahmen eine Atherosklerose nicht stoppen können, ist eine Operation in den meisten Fällen unumgänglich. Dies kann von Bypassoperationen (Überbrückung der wichtigen Herzarterien) bis Gefäßdesobliterationen (die operative Öffnung der verschlossenen Arterie) sämtliche Operationen an Arterien umfassen.
Wie kann ich einer Arterienverkalkung vorbeugen?
Wie auch schon bei der Behandlung einer Atherosklerose beugt man einem Verschluss am besten mit einem gesunden Lebensstil vor. Reduziere, wenn möglich, deinen Stress, treibe regelmäßig Sport und arbeite an einem guten Schlafverhalten mit regelmäßigen Schlafenszeiten und einer Schlafdauer zwischen sieben und neun Stunden.
Das wichtigste zur Vorbeugung ist aber der Verzicht auf übermäßig viel Fleisch und tierische Produkte. Die wichtigste Maßnahme gegen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall wegen einer Arterienverkalkung ist eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse und wenig Fleisch. Zu guter Letzt ist der Verzicht auf Rauchen unumgänglich.
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Quellen:
Ärzteblatt: Unregelmäßiger Schlaf ist mit einem höheren Atheroskleroserisiko verbunden.
MSD Manual: Atherosklerose.
Bundesministerium für Bildung und Forschung: Atherosklerose: Dem Zusammenspiel der Systeme auf der Spur.
Internisten im Netz: Arterienverkalkung: Ursachen & Risikofaktoren.
Gesundheitsinformation: Was ist Cholesterin und wie entsteht Arteriosklerose?
Bundesinstitut für Risikobewertung: Cholesterin.
Stiftung Gesundheitswissen: Erhöhte Cholesterinwerte: Hintergrund.