Angst vor Dunkelheit: Wenn die Angst mitschläft
Viele Kinder haben Angst vor der Dunkelheit. Wenn diese Angst als Erwachsener immer noch anhält, nennt die Wissenschaft das Achluophobie oder auch Nyktophobie. Sie ist eine ernstzunehmende Angststörung. Unser Artikel klärt die Ursachen und nennt Lösungsansätze.
Die Angst vor Dunkelheit gehört eigentlich zu den Ängsten, die man im Kindesalter hat, aber die im Erwachsenenalter verschwinden. Der Grund, warum viele Kinder Angst im Dunkeln haben, ist die ausgeprägte Fantasie. Ebenso wie viele Kleinkinder einen unsichtbaren Freund haben, gibt es bei ihnen auch unsichtbare Monster.
In den meisten Fällen nimmt die Angst vor der Dunkelheit ab dem Schulalter wieder ab. In wenigen Fällen kann sich aus der kindlichen Angst aber eine regelrechte Angststörung im Erwachsenenalter entwickeln. Dann hilft häufig nur eine Psychotherapie.
Die zwei Arten von Angststörungen
Ärzte unterscheiden generell zwischen zwei Angststörungen.
1. Angststörungen mit konkreten Auslösern
Diese Formen der Angststörung werden auch Phobien genannt. Bekannte Phobien sind:
- Arachnophobie (Angst vor Spinnen)
- Trypanophobie (Angst vor Spritzen)
- Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen)
Auch die Angst vor Dunkelheit gehört zu den Phobien. Sie wird, wie oben schon erwähnt, Achluophobie genannt.
2. Angststörungen ohne konkrete Auslöser
Bei diesen Formen der Angststörung sind keine eindeutigen Auslöser für die Angst erkennbar. Eine reale Gefahr scheint nicht gegeben zu sein. Beispiele für Angststörungen ohne konkrete Auslöser sind:
- Panikattacken: Panikstörungen treten anfallartig auf und sind meist von heftigen Körperreaktionen wie Schweißausbrüchen, Herzrasen oder Schwindel begleitet.
- Generalisierte Angststörungen (unbegründete Ängste): Bei den generalisierten Angststörungen haben Betroffene ständig das unbegründete Gefühl, ihnen oder ihnen nahestehenden Personen könnte etwas Schlimmes zustoßen, ohne dass es dafür konkrete Anhaltspunkte gibt. Eine Form der generalisierten Angststörung ist beispielsweise, dass die Betroffenen Angst haben, ihr Haus brennt ab, sobald sie es verlassen.
Woher kommt die Angst vor Dunkelheit?
Die Angst vor Dunkelheit ist so alt wie die Menschheit selbst. In früheren Zeiten war die Nacht eine Zeit der Gefahr – im Dunkeln lauerten wilde Tiere. Angst macht uns wachsamer und übernimmt damit eine wichtige Funktion. Heutzutage ist die Angst im Dunkeln eigentlich nur noch sehr selten notwendig.
Obwohl es durchaus normal ist, dass man sich auch als Erwachsener in dunklen Gassen oder Seitenstraßen mulmig und wachsam fühlt, verlieren die meisten Menschen die unbegründete Angst vor Dunkelheit mit dem Alter. Tritt Achluophobie auch noch im Erwachsenenalter auf, können andere, tiefgreifendere Gründe dahinterstecken. Gründe für die Angst vor dem Dunkeln im Erwachsenenalter können sein:
- Gruselige Geschichten, die man im Kindesalter gehört hat.
- Horrorfilme, die man als Kind gesehen hat und dessen Bilder sich in der Erinnerung verfestigt haben.
- Traumatische Ereignisse, die man als Kind (aber auch als Erwachsener) im Dunkeln erlebt hat.
- Das Antrainieren im Kindesalter durch überängstliche Eltern.
- Nebenwirkungen von Medikamenten oder Drogen.
- Erbanlagen.
Teilweise kommt auch noch die persönliche Veranlagung der Person mit Achluophobie hinzu. Ist ihre Fantasie beispielsweise besonders ausgeprägt? Eine starke Vorstellungskraft kann Erlebtes verstärken.
Wie macht sich eine Angststörung bemerkbar?
Eine Angststörung tritt mit zahlreichen Begleiterscheinungen auf. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Angststörung mit konkretem Auslöser oder eine Angststörung ohne konkreten Auslöser handelt:
- Unruhe
- Schlafstörungen
- Herzrasen
- Schweißausbrüche
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Kurzatmigkeit
- Muskelverspannung
- Magenbeschwerden
Übrigens sind rund 13 Prozent der Frauen und circa vier Prozent der Männer von konkreten Angststörungen betroffen. Von einer Phobie wird gesprochen, wenn eine Person die oben genannten Auswirkungen über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr verspürt, wann immer sie mit der Phobie konfrontiert wird.
Kann die Angst vor Dunkelheit gefährlich werden?
Ja, das kann sie. Beispielsweise dann, wenn die betroffene Person alltägliche Vorgänge nicht mehr ausführen kann. Etwa, weil sie nicht mehr in den Keller gehen kann, um Wäsche zu waschen. Oder einen Umweg gehen muss, weil sie nicht durch die kleine unbeleuchtete Nebenstraße gehen kann.
Auch körperlich kann sich eine Phobie negativ auswirken. Ständiges Herzrasen belastet natürlich das Herz enorm. Und auch Magenbeschwerden können sich auf Dauer negativ auf unseren Körper auswirken. Hast du durch die Angst vor Dunkelheit körperliche Beeinträchtigungen, solltest du dringend einen Arzt aufsuchen.
Wie kann ich meine Angst bekämpfen?
Es gibt verschiedene Methoden, wie du selbst deine Angst vor Dunkelheit bekämpfen kannst. Hier sind vier Tipps, die dir helfen können:
- Versuch dich gezielt zu entspannen
Atemübungen, Entspannungstechniken und Muskelentspannung können dir dabei helfen, die Angst vor dem Dunkeln zu überwinden. Du ziehst dich aus der Welt zurück in deine eigenen Gedanken. Danach bist du entspannt und beruhigt. - Betrachte beide Seiten der Dunkelheit
Die Dunkelheit hat nicht nur negative Seiten. Es gibt auch genügend faszinierende Dinge zu entdecken. Beispielsweise kann der Mondschein, der sanft ins Zimmer fällt, auch sehr beruhigend sein. Genauso verhält es sich mit den vielen Sternen am Himmel. - Reise um die Erde
Bei dir ist es zwar gerade dunkel, aber in einem anderen Teil der Welt scheint gerade die Sonne. Reise in Gedanken an diesen Ort und stelle dir die Sonne und die Wärme vor. Auch das Gedankenspiel, was die Menschen dort wohl jetzt treiben, kann dich vor der Angst vor der Dunkelheit ablenken. - Schaue durch eine umgekehrte Sonnenbrille
Die Welt ist nachts die gleiche wie tagsüber. Werde dir dieser Tatsache bewusst. Suche dir eine bekannte Strecke aus und wandere sie in Gedanken nachts ab. Nun stell dir vor, du setzt eine umgekehrte Sonnenbrille auf. Das, was vorher dunkel war, wird durch sie hell. Plötzlich ist die unheimliche, dunkle Strecke altbekannt und gar nicht mehr so unheimlich.
Solltest du deine Angst vor Dunkelheit alleine nicht kontrolliert bekommen, scheue dich nicht und suche einen Arzt auf, der dir helfen kann. Es gibt keinen Grund, sich für seine Ängste zu schämen.
Wie sieht eine professionelle Behandlung aus?
Je nachdem wie ausgeprägt deine Angst vor Dunkelheit ist, solltest du dir ärztliche Hilfe suchen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, Angststörungen in den Griff zu bekommen.
- Durch psychologische und psychotherapeutische Behandlungen: Dazu zählt zum Beispiel die kognitive Verhaltenstherapie. Mit ihr kannst du lernen, deine Ängste zu steuern und zu verändern.
- Durch Entspannungsverfahren: Der Arzt übt mit dir beispielsweise autogenes Training oder bestimmte Atemübungen, die dir helfen können, mit Stress besser umzugehen.
- Durch Medikamente: Nicht zuletzt können dir auch pharmazeutische Mittel wie Antidepressiva oder Beruhigungsmittel helfen, deine Angststörung kontrollieren zu können.
Quellen:
Stiftung Gesundheitswissen: Angststörung.
MSD Manual: Spezifische Phobische Störungen.
Gesundheitsinformation: Generalisierte Angststörung.