Nykturie
Nächtliches Wasserlassen ist nicht nur ein männliches Problem. Jeder zweite Mann, aber auch circa jede zweite Frau ab dem 50. Lebensjahr ist von Nykturie betroffen, wie uns Dr. med. Christian Matthai und Prof. Dr. Christian Wülfing berichten. Was nächtlichen Harndrang auslöst und was dagegen hilft, erfährst du in unserem Artikel.
Urologen sprechen von einem Volksleiden: Nächtlicher Harndrang – auch Nykturie genannt – ist mehr als nur lästig. Für betroffene Menschen kann nächtliches Wasserlassen zu einem schweren Leidensdruck führen. Die Scham ist oftmals so groß, dass viele Leidende es ihrem Arzt verschweigen. „Typischerweise beginnen die klassischen Symptome einer gutartigen Prostatavergrösserung beim Mann häufig nicht vor dem fünfzigsten Lebensjahr. Ab dann kann es langsam losgehen, wobei manche bis ins hohe Alter überhaupt keine Symptome haben und andere aber auch schon früher mit diesen Problemen Erfahrung sammeln“, berichtet Prof. Dr. Christian Wülfing, Chefarzt der Urologie in der Asklepios Klinik in Hamburg Altona.
Auch Frauen sind häufig von Nykturie betroffen. „Da viele Betroffene ihre Beschwerden nicht äußern, ist die Dunkelziffer wohl groß“, sagt Dr. med. Christian Matthai, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe. „Man kann aber davon ausgehen, dass etwa jede 2. Frau in der Postmenopause davon betroffen ist“.
Was ist Nykturie?
Als Nykturie bezeichnet man nächtlichen Harndrang. Die Bezeichnung wird dann verwendet, wenn Betroffene mindestens zweimal in der Nacht aus dem Schlaf erwachen und auf Toilette müssen. Solche Toilettengänge können einen erholsamen Schlaf empfindlich stören und zu Schlafstörungen und zu einer ausgeprägten Tagesmüdigkeit und damit zur Beeinträchtigung der Lebensqualität führen.
Wichtig: Eine Nykturie ist keine Erkrankung, sondern das Symptom einer Erkrankung. Dabei tritt die Störung vor allem bei Senioren und älteren Menschen auf und wird häufig für eine Begleiterscheinung des Alters gehalten. Dies stimmt aber nur bedingt. Da Nykturie häufig das Symptom einer Erkrankung ist, wird Betroffenen empfohlen, bei ersten Anzeichen einen Arzt für eine Therapie aufzusuchen.
Unterschied: Nykturie und Polyurie
Polyurie beschreibt eine Urinproduktion und eine Ausscheidung von mehr als drei Litern Harn am Tag. Sie muss vom Harndrang unterschieden werden, der als Problem bei normaler Urinproduktion (anderthalb bis zwei Liter) auftritt. Bei einer Polyurie muss man wegen zu viel Urin häufig auf die Toilette und nicht, weil eine Erkrankung oder sonstige Beschwerden vorliegen, die einen Toilettengang provozieren. Polyurie kann zu einer Nykturie führen.
Welche Ursachen hat Nykturie?
Nächtliches Wasserlassen kann die unterschiedlichsten Gründe haben. Zunächst gilt es aber erst einmal, das eigene Trinkverhalten zu überprüfen. „Wer spät abends harntreibende Getränke wie Kaffee und Tee trinkt oder noch größere Flüssigkeitsmengen zu sich nimmt, darf sich über den Harndrang alle paar Stunden in der Nacht nicht wundern“, meint Dr. Matthai.
Weist das eigene Trinkverhalten keine unüblichen Mengen auf, ist ein Besuch beim Arzt ratsam. Vielleicht liegt eine der folgenden Erkrankungen vor. Zwar treten viele Ursachen für Nykturie bei beiden Geschlechtern gleichermaßen auf, trotzdem sollte man zwischen Männern und Frauen unterscheiden. Gründe für nächtlichen Harndrang können sein:
- Herzschwäche
Bei einer Herzschwäche (auch Herzinsuffizienz genannt) kann das Herz nur noch eingeschränkt pumpen, was zur Folge hat, dass der Körper tagsüber Wasser in den Beinen anlagert. Nachts wird die Flüssigkeit durch die Herzinsuffizienz im Liegen wieder ausgeschwemmt. Die Folge: Nächtlicher Harndrang. - Diabetes
Diabetiker haben häufig stärkeren Durst als gesunde Menschen und trinken deshalb mehr. Dadurch kommt es zu vermehrtem nächtlichen Wasserlassen. - Eine eingeschränkte Nierenfunktion
Nieren besitzen winzige Blutfilter, die dafür sorgen, dass unser Blut gereinigt wird. Sind diese Blutfilter in der Niere geschädigt, reichert sich häufig Albumin im Urin an. Da dieses Protein Wasser bindet, kommt es auch hier nachts zu häufigeren Toilettengängen. - Schlafapnoe
Eine Schlafapnoe erschwert unserem Körper die Ausschüttung des Antidiuretischen Hormons (ADH), welches dafür sorgt, dass wir nachts ohne nächtliches Wasserlassen durchschlafen können. Dadurch kommt es häufig zu Harndrang. Behandelt man die Schlafapnoe, verschwindet meist auch die Nykturie. Eine Schlafapnoe erkennt man auch an einer ausgeprägten Tagesmüdigkeit. - Infekte der unteren Harnwege
Bei Harnwegsinfektionen kann es auch zu vermehrtem Störungen des Harndrangs kommen. Betroffene leiden dann meist ebenfalls unter starkem Brennen beim Wasserlassen. - Reduzierte Blasenkapazität
Auch wenn eine reduzierte Blasenkapazität selten für nächtliches Wasserlassen verantwortlich ist, darf man sie nicht komplett ausschließen. Das Fassungsvermögen der Blasen kann sich beispielsweise durch Blasensteine verringern. - Mangel an Antidiuretischem Hormon
Das Antidiuretischen Hormon bremst nachts die Urinbildung. Schüttet der Körper nicht genug ADH aus, wird in der Folge während der Nacht zu viel Urin produziert, wodurch es zu vermehrtem Harndrang kommt. Ein ADH-Mangel kann besonders dann auftreten, wenn der zirkadiane Rhythmus gestört wird, beispielsweise durch Schichtarbeit. - Medikamente
Bestimmte Medikamente – wie etwa gegen Bluthochdruck – haben eine entwässernde Wirkung und können deshalb Nykturie auslösen. Auch bestimmte Antidepressiva und Antibiotika können verstärkten Harndrang auslösen. - Polyurie
Beschreibt den Harndrang durch eine Urinproduktion von mehr als drei Litern am Tag. Die erhöhte Urinproduktion führt zur Nykturie. Ursache für eine Polyurie kann die vermehrte Aufnahme von Flüssigkeit sein, aber auch Medikamente, ein unausgeglichener Hormonhaushalt oder Nierenerkrankungen liegen als Ursachen vor. - Psychische Erkrankungen
Häufig können auch psychische Erkrankungen den Menschen zu schaffen machen. Vor allem Stress und Ängste schlagen häufig auch nachts auf die Blase und sorgen so für Durchschlafschwierigkeiten. Auch wer oft aus einem Albtraum erwacht muss anschließend auf die Toilette. - Blasenentzündung: Eine Blasenentzündung kann ebenfalls für nächtlichen Harndrang sorgen. Eine Blasenentzündung kann häufig noch an anderen Symptomen erkannt werden, wie beispielsweise trüben Harn mit strengem Geruch und Brennen beim Wasserlassen.
Bei Männern
- Gutartige Prostatavergrößerung
Ein Problem, welches hauptsächlich ältere Männer betrifft. 70 von 100 Männern über 70 leiden unter einer vergrößerten Prostata. Sie verengt die Harnröhre, wodurch die Harnblase beim Wasserlassen nicht vollständig entleert werden kann. Durch das Zurückbleiben von Urin in der Blase, ist diese nach kurzer Zeit wieder gefüllt und der Betroffene muss erneut auf die Toilette. Häufig ist auch der Harnstrahl schwächer und das Wasserlassen dauert länger. - Prostatakrebs
Das Gleiche, was bei einer gutartigen Prostatavergrößerung zutrifft, kann auch bei Prostatakrebs auftreten.
Bei Frauen
- Veränderungen durch den hormonellen Wechsel in den Wechseljahren
Der sinkende Östrogenspiegel führt zu einem Rückgang der Elastizität der Schleimhäute der Blase und Harnwege und sorgt dadurch zu vermehrtem Harndrang. Auch kann eine Senkung der Gebärmutter durch mangelnde Elastizität Grund für nächtliches Wasserlassen sein. - Eine überaktive Blase
Ein Phänomen, welches hauptsächlich bei Frauen auftritt. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, die sowohl tagsüber als auch nachts auftritt. Grund dafür können Erkrankungen oder operative Eingriffe am kleinen Becken sein. - Eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur
Ältere Frauen leiden ebenfalls häufig unter einem Rückgang der Beckenbodenmuskulatur und einer damit einhergehenden Nykturie.
Was tun bei Nykturie?
Stellst du fest, dass du immer öfter unter nächtlichem Harndrang leidest, solltest du für eine BEhandlung so bald wie möglich einen Arzt aufsuchen. Er kann dir sagen, was du gegen nächtliches Wasserlassen tun kannst. Dein Arzt wird dann gegebenenfalls einen Spezialisten (Kardiologen, Urologen, Neurologen) hinzuziehen.
Grundsätzlich werden zunächst deine normalen körperlichen Funktionen getestet, wie etwa das Abhören des Brustkorbs, ein Urin-Schnelltest und eine Blutuntersuchung. Weitere Untersuchungen können ein EKG, ein Ultraschall und eine Abtastung der Prostata sein. Häufig wird darum gebeten, dass der Betroffene ein Trinktagebuch führt.
Wie behandelt man nächtliches Wasserlassen?
Nächtliches Wasserlassen kann in einigen Fällen behandelt werden.
- Bei Herzschwäche
Betroffene erhalten in den meisten Fällen die nötigen Medikamente. Bei besonders schweren Fällen kann auch ein Herzschrittmacher oder ein Spenderherz für ein Ende der Herzschwäche und die damit einhergehende Nykturie sorgen. Daneben sollte auf eine gesunde Ernährung und regelmäßigen Sport geachtet werden. - Bei eingeschränkter Funktion der Nieren
Zunächst muss herausgefunden werden, was zu einer Nierenschwäche geführt hat. In den meisten Fällen ist eine bakterielle Infektion der Niere Schuld an der verringerten Funktion. Dann helfen Antibiotika. Stellt sich die Ursache als etwas Schlimmeres heraus, muss eine individuelle Abklärung mit dem Arzt oder der Ärztin stattfinden. - Bei Diabetes
Wird der krankhaft erhöhte Blutzuckerspiegel durch Medikamente gesenkt, verschwindet dadurch meist auch das nächtliche Wasserlassen. Zusätzlich ist, wie schon bei der Herzschwäche, ein gesunder Lebensstil ratsam. - Bei einer Infektion der Harnwege
Hier wird meist ein Antibiotikum verschrieben, um der Infektion entgegenzuwirken. - Bei einer überaktiven Blase und reduzierter Blasenkapazität
Oftmals ist ein Blasentraining hilfreich. Dabei lernen die Betroffenen, ihren Harndrang zu unterdrücken und den Gang zur Toilette hinauszuzögern. Durch das Blasentraining gewöhnt sich die Blase wieder an eine größere Füllmenge und der Harndrang setzt später ein. Meist bessert sich die Blasenkapazität schon nach wenigen Monaten. - Bei einer vergrößerten Prostata
Eine vergrößerte Prostata kann operativ entfernt werden. Meist reicht aber eine medikamentöse Therapie. „Es gibt zahlreiche medikamentöse Ansätze die Funktion der Harnblase und der Prostata zu steuern und zu optimieren, so dass dann auch eine Nykturie verbessert werden kann“, meint auch Prof. Dr. Wülfing. Alphablocker beispielsweise entspannen die Muskulatur, was das Wasserlassen erleichtert. - Bei schwacher Beckenbodenmuskulatur
„Gerade für Frauen sind ein gesunder Beckenboden und ein gesundes Körpergewicht im Speziellen für diese Problematik essentiell“, meint Dr. Christian Matthai. Deswegen helfen gegen eine schwache Beckenbodenmuskulatur entsprechende Übungen. Ein Arzt kann hier unterstützen, denn er kann – wenn nötig – einen Physiotherapeuten hinzuziehen und einen personalisierten Behandlungsplan erstellen. Viele Übungen können leicht zu Hause ausgeführt werden. Am besten eignet sich hier eine Kombination aus Kraft- und Koordinationstraining.
Die meisten Ursachen von Nykturie lassen sich leicht behandeln. Deshalb solltest du dich nicht scheuen, bei Beschwerden zum Arzt zu gehen. Durch seine Erfahrung sind deine Beschwerden für ihn bestimmt nichts Ungewöhnliches.
Interview mit Prof. Dr. Christian Wülfing
Prof. Dr. Christian Wülfing ist Chefarzt der Urologie in der Asklepios Klinik in Hamburg Altona.
MeinSchlaf: Herr Professor Doktor Wülfing, welche Ursachen für Nykturie gibt es bei Männern?
Prof. Dr. Wülfing: Im Wesentlichen unterscheidet man drei verschiedene Ursachen:
- Das Blasenvolumen kann vermindert sein. Dies kann an einem „echten“ verminderten Blasenvolumen liegen, kann aber auch an einer Überaktivität des Blasenmuskels (Detrusors) liegen. Für diese Überaktivität gibt es verschiedene Gründe. Bei Männern ist es häufig die vergrösserte Prostata, die diese Reaktion des Detrusors auslöst.
- Es kann zu einer erhöhten Menge der Ausscheidung über Nacht kommen. Dieses kann an einer erhöhten abendlichen Trinkmenge liegen, kann aber auch medizinische Gründe haben, wie z.B. eine Herzschwäche, oder auch hormonelle Gründe, die zu dieser erhöhten Ausscheidung in der Nacht führen.
- Es können Schlafstörungen vorliegen, die zu einer erniedrigten Reizschwelle des Harndrangs führen.
MeinSchlaf: Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Prof. Dr. Wülfing: Da Männer im Alter häufig Probleme mit der vergrösserten Prostata haben, sind sie sicherlich häufiger von einer Nykturie betroffen. Frauen leiden aber häufiger an einer „Overactive Bladder (OAB)“, die nicht nur tagsüber, sondern auch nachts zu starkem Harndrang führen kann.
MeinSchlaf: Oft ist die Prostata der Grund für die Nykturie. Kann man die Prostata trainieren?
Prof. Dr. Wülfing: Trainieren nicht, aber behandeln. Viele Männer sind bezüglich ihrer vergrösserten Prostata nicht optimal behandelt. Es gibt zahlreiche medikamentöse Ansätze die Funktion der Harnblase und der Prostata zu steuern und zu optimieren, so dass dann auch eine Nykturie verbessert werden kann.
MeinSchlaf: Gibt es schon vor der Nykturie Warnsignale, so dass man sie vielleicht verhindern kann?
Prof. Dr. Wülfing: Die Warnsignale betreffen den gesamten Vorgang der Urinspeicherung in und der Urinentleerung aus der Harnblase. Häufig treten Veränderungen dieser wichtigen Körperfunktion bei Mann und Frau schleichend auf. Wenn der Harndrang auch tagsüber zunimmt oder sich zunehmend plötzlich (imperativ) bemerkbar macht, dann sollte eine Abklärung erfolgen. Auch Symptome, die für eine Herzschwäche sprechen, wie z.B. Anschwellen der Füsse oder Knöchel, Luftnot bei Belastung, etc. können hier Frühwarnsymtpome darstellen.
MeinSchlaf: Was ist das durchschnittliche Alter bei Männern, bei dem Nykturie beginnt?
Prof. Dr. Wülfing: Typischerweise beginnen die klassischen Symptome einer gutartigen Prostatavergrösserung nicht vor dem 50. Lebensjahr. Ab dann kann es langsam losgehen, wobei manche Männer bis ins hohe Alter überhaupt keine Symptome haben und andere aber auch schon früher mit diesen Problemen Erfahrung sammeln.
Herr Professor Doktor Wülfing, vielen Dank für das Gespräch!
Interview mit Dr. med. Christian Matthai
Der Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe veröffentlichte vor Kurzem sein neues Buch „Meine Sprechstunde. Für Frauen, die mitten im Leben stehen“.
MeinSchlaf: Herr Doktor Matthai, worin liegt der Unterschied zwischen Nykturie bei Männern und bei Frauen?
Dr. Matthai: Bei Frauen in der Postmenopause, die wesentlich öfter von der Nykturie betroffen sind als junge Frauen, wird der nächtliche Harndrang meistens durch die mit dem hormonellen Wechsel einhergehenden Veränderungen verursacht. Bei den Männern ist die vergrößerte Prostata die Ursache.
MS: Gibt es Statistiken ab welchem Alter durchschnittlich Frauen anfangen unter Nykturie leiden? Und wie oft tritt nächtlicher Harndrang bei Frauen auf?
Dr. Matthai: Frauen ab dem 50. Lebensjahr leiden deutlich öfter unter nächtlichem Harndrang. Da viele Betroffene ihre Beschwerden nicht äussern, ist die Dunkelziffer wohl groß. Man kann aber davon ausgehen, dass etwa jede 2. Frau in der Postmenopause davon betroffen ist.
MS: Gibt es „Warnsignale“ vom Körper, die sich schon vor der Erkrankung äußern?
Dr. Matthai: Der nächtliche Harndrang ist keine Erkrankung. Dennoch kann er sehr belastend sein, da er in den meisten Fällen zu Schlafstörungen führt und diese wiederum das Risiko für diverse Krankheiten erhöhen. Sobald die Betroffene darunter leidet, sollte etwas unternommen werden.
MS: Kann man Nykturie bei Frauen heilen? Was kann man dagegen tun?
Dr. Matthai: Die erste Maßnahme, die betroffene Frauen ergreifen sollten, ist ein gutes Trinkverhalten zu praktizieren. Wer spät abends harntreibende Getränke wie Kaffee und Tee trinkt oder noch größere Flüssigkeitsmengen zu sich nimmt, darf sich über den Harndrang in der Nacht nicht wundern. Auch Hormon- oder andere medikamentöse Therapien können helfen.
MS: Wie kann man nächtlichem Harndrang vorbeugen?
Dr. Matthai: Gerade für Frauen sind ein gesunder Beckenboden und ein gesundes Körpergewicht im speziellen für diese Problematik essentiell.
Herr Doktor Matthai, vielen Dank für Ihre Zeit!
Kurz und knapp
Was ist Nykturie?
Nykturie oder auch nächtliches Wasserlassen ist ein verstärkter Harndrang in der Nacht. Nykturie tritt bei Männern wie Frauen gleichermaßen häufig auf, nämlich zu 50 Prozent ab einem Alter von 50 Jahren. Betroffene werden dabei vom Harndrang aus dem Schlaf gerissen. Nykturie ist keine eigene Erkrankung, sondern immer das Symptom einer Erkrankung.
Welche Ursachen hat Nykturie?
Eine Nykturie kann viele Ursachen haben, beispielsweise kann ihr eine Herzschwäche, eine Schlafapnoe, bei Männern eine Prostatavergrößerung und bei Frauen eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur zugrunde liegen.
Was tun bei Nykturie?
Stellst du fest, dass du unter nächtlichem Wasserlassen leidest, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen. Er kann diverse Untersuchungen vornehmen und deinem Leiden auf den Grund gehen.
Wie behandelt man nächtliches Wasserlassen?
Das hängt von der Ursache für den nächtlichen Harndrang ab. Die Behandlungen können, je nach Art der Ursache, völlig unterschiedlich ausfallen.
Gibt es effektive Medikamente?
Ja, die gibt es. Besonders häufig werden bei einer Therapie die Medikamente Oxybutynin, Tolterodin und Desmopressin eingesetzt. Während erstere bei einer Reizblase eingesetzt werden und die Nerven in der Blase hemmen, wird Desmopressin als Stopper für die Ausscheidung von Harn genutzt. Desmopressin ist ein synthetisches Derivat des körpereigenen Hormons Vasopressin.
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Prof. Dr. Christian Wülfing ist Chefarzt der Urologie in der Asklepios Klinik Hamburg Altona.
Dr. med. Christian Matthai ist Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Ernährungs-, Sport- und Vitalstoffmediziner. In seinem neuen Buch „Meine Sprechstunde. Für Frauen die mitten im Leben stehen“ widmet er sich ganz dem Thema Frauengesundheit ab 40 und plädiert dafür, dem neuen Lebensabschnitt gelassen entgegen zu sehen.
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Quellen:
Gesundheitsinformation: Gutartige Prostatavergrößerung.
MSD Manual: Harndrang.
Cochrane: Desmopressin zur Behandlung von Nykturie bei Männern mit Symptomen des unteren Harntraktes.
Informationsdienst Wissenschaft: Urologen warnen: Volksleiden Nykturie oft ein Alarmsignal.
Ärzteblatt: Nykturie Unterschätztes Symptom anderer Störungen.