Albträume
Albträume können sehr beängstigend sein. Aber woher kommen Albträume eigentlich? Und kann man etwas tun, damit sie nicht mehr auftreten? Unser Artikel erklärt, wie Albträume entstehen, was in unserem Gehirn passiert und warum wir Albträume brauchen.
Manchmal möchte man gar nicht mehr schlafen, weil man durch einen Albtraum wachgeworden ist. Was oberflächlich gesehen eine unangenehme Erfahrung ist und teilweise sehr beängstigend sein kann, hat für unser Wohlbefinden eine wichtige Funktion.
Zu oft sollten Alpträume allerdings nicht auftreten. Wer regelmäßig im Schlaf schlecht träumt, muss höchstwahrscheinlich ein traumatisches Erlebnis verarbeiten. Nicht umsonst liegen die Begriffe Traum und Trauma so nahe beieinander. Solltest du immer und immer wieder den gleichen Albtraum haben, solltest du dringend einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Was sind Albträume?
„Albträume sind Träume mit bedrohlichem und beängstigendem Inhalt“, fasst der Schlafforscher Alfred Wiater kurz zusammen. Sie können in Menschen Wut, Trauer, Schuldgefühle, Angst oder Scham auslösen und dauern von wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde.
Verarbeitet werden Träume in der sogenannten REM-Phase (REM steht für Rapid Ey Movement, schnelle Augenbewegung). Ebenso wie der Tiefschlaf, dient der REM-Schlaf nachts der Erholung. Und während sich in der einen Schlafphase unser Körper erholt, erholt sich unser Geist während der anderen Schlafphase. In unserem Artikel über Schlafphasen, erfährst du alles über die verschiedenen Stadien, die unser Körper in der Nacht durchläuft.
Exkurs: Albtraum oder Alptraum?
Viele fragen sich, wie er denn nun geschrieben wird, Albtraum oder Alptraum. Die Antwort ist: Beides ist richtig. Dass der Begriff Alptraum den Weg in unsere Rechtschreibung gefunden hat, liegt an der sogenannten Auslautverhärtung. Beim Sprechen klingen nämlich beide Aussprachen gleich. Vom Duden wird allerdings der „Albtraum“ empfohlen. Wer sich gar nicht entscheiden kann, sagt Angsttraum oder Beklemmungstraum. Wir nutzen in diesem Artikel beide Begriffe abwechselnd.
Woher kommt der Begriff Albtraum?
Das Wort Albtraum setzt sich aus Alb und Traum zusammen. Es kommt aus der germanischen Mythologie. Darin gab es Alben – kleine Wesen, die für unsere Träume zuständig gewesen sein sollen. Ein Alb setzte sich auf die Brust des Schlafenden und pflanzte ihm Albträume ein. Daher kommt auch der alte Ausdruck Albdruck für Albtraum. Aus den Alben entstanden später die Elfen (kleine Naturwesen) aus denen noch später die uns bekannten Fantasy-Elfen wurden. Menschengroße Wesen mit spitzen Ohren.
Fiktiv oder posttraumatisch?
Albträume stören die Schlafqualität in der Nacht erheblich und sorgen für Schlafstörungen. Sie lassen sich in zwei Arten einteilen: idiopathisch und posttraumatisch. Bei idiopathischen Albträumen gibt es (auf den ersten Blick) keine erkennbare Ursache – sie sind rein fiktiv. Bei den meisten Menschen ist dies die häufigste Form der Schlafstörung durch einen Albtraum. Auch wenn so ein Traum Angst verursachen und man davon schreckhaft aufwachen kann, liegen ihm meist harmlose Ereignisse zugrunde. Beispielsweise Erlebnisse die man durch Filme, Computerspiele oder Bücher aufgenommen hat.
Der posttraumatische Alptraum lässt sich hingegen auf ein Trauma (häufig eine Belastungsstörung) zurückführen. „Wenn Albträume mit immer gleichem Inhalt wiederholt vorkommen, ist eine psychische Ursache zu vermuten, die abgeklärt werden sollte. Besonders intensive Therapien brauchen Betroffene im Rahmen von posttraumatischen Belastungsstörungen“, rät Schlafforscher Alfred Wiater.
Warum kommt es zu Angstträumen?
Tagsüber reguliert dein Gehirn mögliche Angst- und Panikgefühle. Nachts hat dein Gehirn Pause – deine Gefühle können sich ungehindert ausleben und lassen möglicherweise einen Albdruck entstehen. Die Gründe für deine Albträume sind deshalb als Belastung in deinem Leben und auch deinem Lebensstil zu suchen. Aber auch die genetische Veranlagung spielt eine Rolle. Man kann den Schrecken der Albträume sozusagen auch erben.
Erkrankungen mit Bezug zu Albträumen
Bei manchen Menschen können Albträume durch verschiedene Erkrankungen häufiger für Schlafstörungen sorgen. Bei manch anderen Erkrankungen spielen Beklemmungsträume eine wichtige Rolle:
- REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung leben Betroffene ihre Träume aktiv aus. Dies kann dem Partner oder der Partnerin vor allem bei Alpträumen Angst machen, da sie von der betroffenen Person besonders heftig ausgelebt wird. Mehr über diese Belastung findest du in unserem Artikel über die „REM-Schlaf-Verhaltensstörung“.
- Schlafwandeln: Beim Schlafwandeln muss nicht zwangsläufig ein Albdruck vorliegen, aber es kommt häufig vor, dass Menschen genau dann schlafwandeln, wenn sie schlecht träumen. Wie oben beschrieben, passiert das vor allem bei Kindern. Übrigens sollten Betroffene mit dieser Schlafstörung nicht aufgeweckt, sondern behutsam ins Bett gebracht werden.
- Schlafparalyse: Wird häufig mit einem Beklemmungstraum verwechselt. Dabei ist die betroffene Person eigentlich geistig wach, kann sich aber nicht bewegen. Eine Schlafparalyse ist harmlos, das eigenartige Aufwachen verursacht bei Betroffenen aber schwere Ängste und Schrecken. Unser Artikel über die Schlafparalyse erklärt genauer, was im Körper vorgeht.
- Pavor Nocturnus: Der Nachtschreck wird in der Schlafforschung Pavor Nocturnus genannt. Bei dieser Erkrankung wachen Betroffene meist laut schreiend auf. Auch wenn der Partner in diesem Fall meinen mag, die betroffene Person hätte einen Angsttraum gehabt, kann sich diese nicht an den Auslöser erinnern. Tritt vor allem sehr häufig bei Kindern auf.
Kinder leiden besonders oft unter Beklemmungsträumen
Ja, der Pavor Nocturnus ist ein Phänomen bei Kinder, aber generell leiden Kinder auch sehr häufig unter Alpträumen. Dies liegt hauptsächlich an zwei Dingen:
- Die Schlafzyklen verlaufen schneller
Ein Schlafzyklus setzt sich aus Einschlafphase, Leichtschlafphase, Tiefschlafphase und REM-Phase zusammen. Ein Erwachsener benötigt für einen Zyklus ungefähr 90 Minuten. Bei Kindern verläuft diese Zyklus aber wesentlich schneller. Deswegen ist auch die Chance höher, in einen Angsttraum zu geraten. - Das Gehirn ist noch nicht vollständig ausgebildet
Das Gehirn von Kindern befindet sich noch im Wachstum. Viele Synapsen sind noch nicht miteinander verbunden oder richtig ausgebildet. Im Zuge dessen kommt es bei Kinder verhäuft zu Albträumen. Aus diesem Grund schlafwandeln, zucken, sprechen und weinen Kinder auch häufiger im Schlaf. Meist lässt dieses Verhalten mit Beginn der Pubertät nach.
Welche Bedeutung haben Beklemmungsträume?
Die Bedeutung von Alpträumen kann ganz unterschiedlich sein. Viel hängt mit dem Erlebten zusammen. Meist verarbeiten die Menschen ihre Gefühle, Ängste, Sorgen oder ähnlich emotional Belastendes. Nur, wenn ein und der gleiche Albtraum immer und immer wieder auftritt, solltest du einen Arzt aufsuchen. In unserem riesigen Lexikon findest du allerhand Bedeutungen von Träumen.
Was tun gegen Albträume?
Hin und wieder schlecht zu träumen – das kennt fast jeder Mensch. Das bestätigt auch Experte Alfred Wiater und ist nichts, wovor man Angst haben muss. Doch was tun, wenn die schlechten Träume häufiger auftreten? Immerhin betrifft dies bis zu vier Prozent der Bevölkerung, wie Alfred Wiater weiß. Doch behaglich zu schlummern, ohne von Albträumen gequält zu werden, ist keine Glückssache. Du kannst viel tun, damit deine Träume wieder zum sanften Begleiter deines Schlafs werden.
Tipps bei Albträumen:
- Kontrolliere deinen Medienkonsum: Wer am Abend zuvor einen Horrorfilm gesehen hat, begünstigt solche Träume – wenngleich ein Alptraum nicht die logische Konsequenz sein muss. Vielleicht sind Psychothriller vor dem Schlafengehen einfach nichts für dich?
- Stress reduzieren: Hast du das Gefühl, dein Leben ist gerade recht stressig? Dann solltest du das Thema dringend angehen. Stress ist bei vielen Menschen ein Auslöser für Albträume. Unser Artikel „Stress abbauen: Warum es für gesunden Schlaf so wichtig ist“ erklärt noch einmal eindringlich, warum Entspannung vor dem Schlaf dringend nötig ist.
- Rede über deinen Albtraum: Oft hilft es bereits, wenn du mit einer vertrauten Person über deinen Alptraum sprichst. Du erinnerst dich dabei an den Trauminhalt, befindest dich aber im Wachzustand und kannst abschätzen, wie bedrohlich in der gegenwärtigen Situation der Albtraum ist.
- Traumtagebuch: Du notierst über zwei Wochen jedes Mal deinen Albtraum und überlegst, was die Situation weniger beängstigend machen könnte. Dadurch handelst du aktiv und fühlst dich nicht mehr so hilflos.
- Luzides Träumen: Diese hilfreiche Fähigkeit, bei der der Träumende weiß, dass er träumt, kannst du dir aneignen. Stell dir dazu etwa zehnmal am Tag die Frage, ob du gerade wach bist oder träumst. Damit schärfst du dein Bewusstsein. Dann versuche dir am Ende eines Alptraums die Frage zu stellen, noch während du träumst. Das kann dem Albtraum seinen Schrecken nehmen. Unser Artikel „Luzide Träume: So lernst du aktives Träumen“ gibt dir noch einmal eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.
- Selbsttherapie: Im Wachzustand erinnerst du dich an den Albtraum, veränderst aber den Verlauf in Gedanken. Träumst du also immer von einem Riesen mit Fangarmen, dann stellst du dir im Wachzustand vor, wie der Riese ganz klein, zahm und sanft wird und ihr als beste Freunde vom Platz zieht. Unser Artikel „Albträume loswerden: So schläfst du in 3 Schritten besser“ geht noch einmal genauer auf die einzelnen Schritte des Selbsttherapie ein.
- Verhaltenstherapie: Bei immer wiederkehrenden Albträumen empfiehlt sich eine Therapie. Liegt die Ursache in einem traumatischen Erlebnis, ist eine Therapie ohnehin der beste Weg zur Aufarbeitung. Die Kosten für kognitive Verhaltenstherapien werden von einigen Krankenkassen übernommen.
- Medikamente: Auch wenn es keine Medikamente gibt, welche speziell gegen Alpträume entwickelt wurden und eingesetzt werden, gibt es ein Medikament, das Alpträume signifikant verringern konnte. Dabei handelt es sich um das Medikament Prazosin, eine alte Arznei, die früher zur Blutdruckregulation genutzt wurde. In wenigen extremen Ausnahmen, wird es heute auch bei Alpträumen eingesetzt.
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Dr. med. Alfred Wiater ist Kinder- und Jugendarzt mit Zusatzbezeichnung Schlafmedizin sowie Vorstandsreferent der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) und Autor verschiedener Bücher, u. a. von „Praxishandbuch Kinderschlaf“ und „Ticken Sie richtig?“.