Gesunder Schlaf

Serotonin: SO wichtig ist das Glückshormon für unseren Schlaf

Serotonin: SO wichtig ist das Glückshormon für unseren Schlaf

Serotonin wird allgemein als unser „Glückshormon“ bezeichnet. Mit gutem Schlaf bringt man es eigentlich nicht Verbindung, trotzdem ist es für eine erholsame Nachtruhe unabdinglich. Warum das Hormon so wichtig ist und ob künstliches Serotonin sinnvoll ist, erfährst du hier.

Serotonin: Junge Frau schläft mit dem Glückshormon viel besser.
Serotonin ist als Glückshormon für guten Schlaf unverzichtbar. Bild: iStock/fizkes

Botenstoff, Neurotransmitter, Gewebshormon: Serotonin hat viele Funktionen. Für unseren Körper ist es so wertvoll, wie kaum ein anderer Stoff. Entdeckt wurde das Hormon in den 1930er Jahren von Vittorio Erspamer. Im Laufe der Jahre konnten der chemischen Verbindung zahlreiche Aufgaben und Wirkungen im Körper zugeordnet werden.

In der Natur ist das Hormon weit verbreitet. Von kleinsten Lebewesen wie Amöben über Pilze bis hin zu uns Menschen, stellen fast alle Organismen auf der Erde den Botenstoff her. Es wird angenommen, dass bereits Tiere vor über 700 Millionen Jahre das Glückshormon produzieren konnten.

Was ist Serotonin?

Im menschlichen Körper kommt die größte Menge im Magen-Darm-Trakt vor, wo es auch hauptsächlich produziert wird. Daneben ist auch unser Gehirn für die Herstellung des Hormons zuständig. Dafür wird die Aminosäure Tryptophan benötigt, welches auch über die Nahrung aufgenommen wird.

Tatsächlich wird der Neurotransmitter hauptsächlich im Magen-Darm-Trakt benötigt. Dort spielt Serotonin für die Darmtätigkeit und unserem Appetit eine entscheidende Rolle, indem er sich an die dortigen Rezeptoren setzt. Doch auch für das Herz-Kreislauf-System, zur Blutgerinnung, für die Augen und für das zentrale Nervensystem ist das Glückshormon unverzichtbar.

Ein Hormon, viele Funktionen

Dass der Botenstoff für unser Wohlbefinden von Bedeutung ist, weiß wohl jeder. Aber welche Funktionen übernimmt das Wohlfühlhormon in unserem Körper noch?

  • Im Magen-Darm-Trakt spielt es für das Verdauungssystem eine wichtige Rolle. Es sorgt für die Kontraktion des Darms und ist für die Signalweiterleitung verantwortlich. So ist es beispielsweise daran beteiligt, dass Schmerzen aus dem Magen-Darm-Trakt ins Gehirn weitergeleitet werden.
  • Im Auge reguliert der Neurotransmitter den Augeninnendruck.
  • Im Herz-Kreislauf-System übernimmt es das Zusammenziehen und Entspannen der Muskulatur von Blutgefäßen. Dabei kommt es stark auf den Wirkbereich an. Während die Wirkung des Hormons in der Lunge und der Niere sich auf das Zusammenziehen der Blutgefäße bezieht, erweitert es die Gefäße der Muskeln in unseren Gliedmaßen.
  • Im Blut: Auch im Blut kommen dem Hormon viele Aufgaben zu. Unter anderem ist es für die Blutgerinnung zuständig. Es übernimmt die Regulierung der Blutgerinnung, indem es die wichtigen Blutplättchen (Thrombozyten) animiert.

Die Aufgabe des Glückshormons im zentralen Nervensystem

Serotonin wird von unserem Gehirn rund um die Uhr hergestellt. Nur in zwei Situationen wird die Produktion eingeschränkt beziehungsweise ganz gestoppt: Während des Tiefschlafs produziert unser Gehirn weniger des Neurotransmitters und während der REM-Phase wird es gar nicht hergestellt. In unserem zentralen Nervensystem es für folgende Bereiche eine Bedeutung:

  1. Für die Stimmung
    In erster Linie ist der Botenstoff natürlich für unsere Stimmung verantwortlich. Es wird nicht umsonst auch „Wohlfühlhormon“ oder „Glückshormon“ genannt. Es gibt uns das Gefühl von Gelassenheit, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit. Dabei ist es nicht nur der Indikator der oben geschriebenen Gemütszustände, sondern dämpft auch negative Empfindungen wie Angst, Aggressivität und Kummer.
  2. Für den Appetit
    Tatsächlich spielt das Hormon auch bei unserem Hungergefühl eine Rolle. Dabei besitzt es in erster Linie eine appetithemmende Wirkung.
  3. Bei Schmerzen
    Unser Wohlfühlhormon ist auch ein wichtiger Aktivator für Schmerzen. Serotonin reguliert das Schmerzempfinden über unser Rückenmark.
  4. Beim Sexualverhalten
    Serotonin wird beim Orgasmus ausgeschüttet und ist ein sexualhemmender Stoff. Mit anderen Worten: Das Glückshormon sorgt dafür, dass der Sexualtrieb in unserem Hirn nach dem Orgasmus zunächst einmal heruntergefahren wird.

Der Regulator unseres Schlaf-Wach-Rhythmus

Die wohl bekannteste Aufgabe des Hormons ist die Regulation unseres Schlaf-Wach-Rhythmus. Das Wohlfühlhormon ist dort hauptsächlich für den Wachzustand verantwortlich. Während der Hypothalamus im Wachzustand Serotonin ausschüttet, findet im Tiefschlaf und vor allem während des REM-Schlafs fast gar keine Ausschüttung statt.

Wichtig für unseren Schlaf wird es dann, wenn der Hypothalamus mit seinen Rezeptoren das Hormon in der Nacht in Melatonin umwandelt. Deswegen kann eine Ausschüttung am Abend auch dafür sorgen, dass man müder wird, eben weil mehr Melatonin in den Nervenzellen entsteht. So geschieht es beispielsweise bei Gewichtsdecken, die mit ihrem Gewicht eine Umarmung vorgaukeln, wodurch unser Gehirn Serotonin ausschüttet. Dieses wird dann – durch die Uhrzeit bedingt – in Melatonin umgewandelt. Der Vorgang kann dann zu einem besseren Einschlaf-Ergebnis führen.

Serotoninmangel: Die Symptome

Ein Mangel entsteht, wenn die Produktion des Botenstoffs gestört wird. Serotoninmangel kann beispielsweise durch

  • langanhaltendem Stress,
  • Vitamin B6-Mangel oder
  • verschiedenen Erkrankungen wie Krebs, Autoimmunerkrankungen und chronischen Infektionen

ausgelöst werden. Einen Serotoninmangel erkennt man an folgenden Symptomen:

  • schlechte Laune
  • verstärkte Angst und Angstanfälle
  • einer verstärkten Schmerzwahrnehmung
  • erhöhter Reizbarkeit
  • Antriebslosigkeit
  • ständiger Müdigkeit

Wie wird der Serotoninwert gemessen?

Wer unter den oben genannten Symptomen leidet und befürchtet unter einem Mangel zu leiden, sollte dringend einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Dort wird dein Serotoninspiegel gemessen. Aber wie geschieht das genau?

Es gibt zwei Arten, den Wert des Glückshormons zu bestimmen: Einmal über das menschliche Blutserum oder über einen 24-Stunden-Sammelurin. Als Referenz wird aber nicht das Glückshormon selbst, sondern dessen Abbauprodukt – die Hydroxyindolessigsäure (HIES) – genommen.

Wie kann ich meinen Serotoninspiegel erhöhen?

In erster Linie sollte beim Hinweis auf einen Serotoninmangel ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Sie können Medikamente verschreiben, die in den Stoffwechsel eingreifen und den Serotoninspiegel erhöhen können. Meist wird hier von selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer gesprochen. Sie legen sich auf die Rezeptoren und verhindern, dass das Hormon wieder zurück in den Speicher wandern kann. Dadurch bleibt es im Gehirn und kann seine Wirkung länger entfalten.

Liegt keine schwerwiegende Erkrankung vor, kann man auch versuchen den Mangel auf natürlich Weise auszugleichen und den Serotoninspiegel zu erhöhen. Sport kann die Ausschüttung des Hormons begünstigen und auch bestimmte Lebensmittel besitzen die wichtige Aminosäure Tryptophan, die in unserem Gehirn in das Glückshormon umgewandelt wird und so einen Mangel ausgleichen kann. Diese Lebensmittel sind unter anderem:

Wichtig: Auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann einen krankhaften Serotoninmangel nicht ersetzen und den Serotoninspiegel nicht dauerhaft erhöhen. Dann helfen nur Medikamente.

Exkurs Tryptophan: Das sogenannte L-Tryptophan (hier Tryptophan) ist eine essenzielle Aminosäure, die von unserem Körper nicht hergestellt werden kann. Tryptophan muss deswegen mit Lebensmitteln zugeführt werden. Die Aminosäure ist die Vorstufe vieler körpereigener Hormone. Darunter auch Melatonin.

Wirkt künstliches Serotonin?

Ob künstliches Serotonin helfen kann, ist umstritten, auch wenn es Glückshormon genannt wird. Vielen Menschen mit Depressionen wird zur Einnahme von speziellen Hormon-Tabletten mit Serotonin geraten. Forschende sind sich mittlerweile aber einig, dass die Stimmung eines Menschen nicht nur von einem Botenstoff abhängt. Deswegen wäre es falsch anzunehmen, die Einnahme des Hormons alleine könne Depressionen oder andere psychische Erkrankungen lindern oder gar beseitigen. Bei Depressionen ist dringend ein Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Sie können am besten abschätzen, welche Schritte einzuleiten sind.

Als Erwiesen gilt, dass Serotonin die Blut-Hirn-Schranke größtenteils nicht überwinden kann. Das Glückshormon wird – künstlich aufgenommen – zu 75 Prozent durch unseren Urin wieder ausgeschieden. Dadurch kann das Hormon nicht einfach von unserem Magen in unser Hirn wandern. Anders sieht es bei verschiedenen Stoffen aus, die für die Ausschüttung oder Produktion verantwortlich sind, wie beispielsweise Tryptophan.

Serotoninspiegel durch Nahrung erhöhen?

Die Aminosäure Tryptophan kann über die Nahrung aufgenommen werden, gelangt im Gehirn an unsere Nervenzellen und wird dort umgewandelt (und sobald es dunkel wird weiter zu Melatonin). Leider sind die Mengen an Tryptophan, die wir über die Nahrung aufnehmen meist viel zu gering, um einen Mangel auszugleichen und den Serotoninspiegel dauerhaft zu erhöhen.

Was ist das Serotoninsyndrom?

Beim Serotoninsyndrom handelt es sich um eine – zum Teil lebensbedrohliche – Erkrankung, die durch eine erhöhte Produktion des Botenstoffs ausgelöst wird. Üblicherweise steht die Erkrankung mit der Einnahme von Medikamenten in Verbindung. Häufig kommt es dabei zu einer Übermedikation oder der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten. Symptome des Syndroms können sein:

  1. Eine Veränderung des psychischen Zustands: Angstzustände, Unruhe, Schreckhaftigkeit.
  2. Autonome Hyperaktivität: Schneller bis rasender Herzschlag, Bluthochdruck, eine erhöhte Körpertemperatur, Schwitzen, Schüttelfrost, Durchfall und Erbrechen.
  3. Neuromuskuläre Hyperaktivität: Zittern, ein erhöhter Muskeltonus, übersteigerte Reflexe.

Wird die Erkrankung schnell genug erkannt, reicht meistens schon das Absetzen der Medikamente. Dann sollten die Symptome nach spätestens 72 Stunden verschwunden sein. Bei schwereren Fällen hilft häufig nur die Intensivstation, in der die einzelnen Symptome des Syndroms separat behandelt werden müssen.

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Quellen:

Gesundheitsinformation: Serotonin.
MSD Manual: Serotoninsyndrom.