Können Menschen Winterschlaf halten?
An kalten, dunklen Tagen ist es verlockend, sich ins Bett zu kuschen und erst wieder aufzustehen, wenn das wärmere Wetter zurückkehrt. Viele Tiere tun genau das. Doch könnte auch der Mensch auf dieselbe Weise einen sogenannten Winterschlaf halten? Unser Artikel klärt auf.
Was ist Winterschlaf?
Während einige Vögel in der kalten, dunklen Jahreszeit in den Süden ziehen, ist der Winterschlaf (auch Topor genannt) für andere Lebewesen eine Möglichkeit, den Winter zu überleben, ohne auf Nahrungssuche gehen oder in wärmere Gebiete ausweichen zu müssen. Stattdessen verbringen sie drei bis sieben Monate in ihrem Versteck unter Blättern, im Holzschuppen oder in windgeschützten Höhlen.
Warum du dich im Winter häufig müde fühlst, erklären wir dir in unserem Artikel: Wintermüdigkeit: Muss ich im Winter früher ins Bett?.
Ein reduzierter Stoffwechsel spart Energie
Neben kleineren Säugetieren, wie Streifenhörnchen, Siebenschläfer, Hamster, Igel und Fledermäuse halten auch viele Insekten, Amphibien und Reptilien und sogar Bären Winterschlaf. Genau genommen handelt es sich jedoch gar nicht um richtigen Schlaf. Denn technisch gesehen befinden sich die Tiere in einem lang währenden Ruhezustand mit reduziertem Stoffwechsel, d. h. die chemischen Reaktionen im Körper eines Organismus, die ihn am Leben erhalten, verlangsamen sich.
Während des Winterschlafs senken die Tiere ihre Körpertemperatur auf ein niedriges Niveau herab, gleichzeitig verlangsamt sich der Herzschlag, sowie die Atem- und Pulsfrequenz. Da der Winterschläfer während dieser Zeit keine Nahrung zu sich nimmt, frisst das Tier in den Monaten zuvor fieberhaft und legt viel Fett an, das er anschließend als Brennstoffspeicher nutzt.
Während einige Tiere, wie Bären und Bienen, Winterschlaf halten, um der Kälte in den Wintermonaten zu entgehen, hilft er anderen Lebewesen Energie zu sparen, um schwierige Bedingungen, wie z.B. eine Nahrungsknappheit zu überstehen. Auch Tiere in warmen Klimazonen schaffen es, durch eine Form des Winterschlafs, die Ästivation, extreme Hitze oder Trockenheit zu überleben.
Können Menschen Winterschlaf halten?
Den Wunsch, sich während der kalten, düsteren Jahreszeit einfach „schlafen“ zu legen, haben viele Menschen. Doch könnten wir überhaupt einen Winterschlaf halten? Verschiedene Gruppen von Wissenschaftlern untersuchen genau dies. Forscher der Universität Marburg fanden heraus, dass auch Menschen die Gene, welche die Stoffwechselumstellung im Winterschlaf kontrollieren, besitzen. Eine weitere Studie, die im Magazin „L’Anthropologie“ veröffentlicht wurde, besagt zudem, dass unsere Vorfahren auch einst Winterschlaf gehalten haben könnten. Die Wissenschaftler erkannten dies an 400.000 bis 450.000 Jahre alten Neandertaler-Knochen. Diese wiesen eine Unterbrechung des Wachstums auf, die entsteht, wenn der Körper seine Funktionen herunterfährt.
Ganz ausgeschlossen ist es also nicht, dass Menschen einen Winterschlaf halten können. Viele Kritiker argumentieren jedoch, dass unser Gehirn zu viel Energie verbraucht und im Ruhezustand alzheimerähnliche Schäden davon tragen würde. Auch ein Temperaturabfall unter 36 Grad sowie ein Blutdruckabfall und ein verlangsamter Puls wären lebensgefährlich und würden zu Erfrierungen und einem Herz-Kreislauf-Stillstand führen. Darüber hinaus benötigt unser Körper in der modernen Welt gar keinen Winterschlaf. Dank unseres mehr als ausreichenden Nahrungsmittelangebots und unserer beheizten Unterkünfte und Transportmittel, gibt es keinen Nutzen eines Winterschlafs mehr.
Einige Forschungsteams (insbesondere die NASA und das US-Militär) forschen weiterhin in diesem Gebiet, mit Blick auf Weltraumreisen oder Organtransplantationen.
Du möchtest noch mehr rund um das Thema Schlaf erfahren? Dann folge uns auf Instagram, Facebook und Pinterest.
Das könnte dich auch interessieren: